Archive for the ‘Buch 1 Kapitel 14’ Category

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Zusammenfassung

  1. Engel sollten uns zu Gott führen und nicht uns von Ihm entfernen
  2. Die Heilige Schrift widerspricht der Auffassung Platons, dass wir Zugang zu Gott durch die Verehrung der Engel erlangen.

Text

Alles, was man vom Dienste der Engel sagen kann, muß also dem Zweck dienen, daß aller Vertrauenslosigkeit ein Ende gemacht und unsere Hoffnung auf Gott ge­festigt werde. Dieser Schutz ist uns deshalb von Gott bereitet, daß wir uns von der Zahl der Feinde nicht schrecken lassen, als ob sie ihm zu stark wären, — sondern viel­mehr zu jenem Ausspruch des Elisa unsere Zuflucht nehmen: Es sind mehr für uns denn gegen uns (2. Kön. 6,16; nicht wörtlich). Wie widersinnig wäre es nun, wenn wir uns durch die Engel von Gott abbringen ließen, die doch dazu verordnet sind, uns zu bezeugen, wie gar nahe seine Hilfe ist! Dann freilich bringen sie uns von Gott ab, wenn sie uns nicht auf geradem Wege dahin leiten, daß wir ihn als einzigen Helfer ansehen, anrufen und preisen, wenn wir sie nicht als seine Hände be­trachten, die sich zu keinem Werke regen ohne seinen Befehl, wenn sie uns nicht bei dem einen Mittler Christus halten, daß wir ganz und gar von ihm abhängen, in ihm bleiben, zu ihm uns wenden und in ihm unser volles Genüge haben! Denn was uns in dem Gesicht des Jakob (Gen. 28,12) beschrieben wird, das müssen wir ganz fest zu Herzen nehmen: daß die Engel zu den Menschen auf Erden herabsteigen und von den Menschen wiederum zum Himmel hinauf — auf der „Leiter“, auf wel­cher der Herr der Heerscharen obenan sitzt! Da wird deutlich: einzig durch Christi Eintreten (intercessio) für uns kommt jener Dienst der Engel an uns zustande, wie er es ja selbst ausspricht: „Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren auf des Menschen Sohn“ (Joh. 1,51). So ruft auch der Knecht Abrahams, der der Hut des Engels befohlen war, nicht etwa diesen um Beistand an, sondern er bringt im Vertrauen auf jene Verheißung sein Gebet vor den Herrn und bittet ihn, seine Barmherzigkeit gegen Abraham zu er­weisen (Gen. 24,7). Denn Gott macht die Engel nicht zu Dienern seiner Macht und Güte, um seine Ehre mit ihnen zu teilen, und ebenso verheißt er uns nicht seine Hilfe durch ihren Dienst, damit wir etwa unser Vertrauen zwischen ihm und den Engeln teilten! Deshalb wollen wir nichts mit jener platonischen Weisheit zu tun haben, die uns anweist, den Zugang zu Gott durch Vermittlung der Engel zu suchen und ihnen Verehrung zu erweisen, damit sie uns Gott geneigter machen! (Platon, Epinomis; Kratylos). Diese Philosophie haben abergläubische und vorwitzige Leute von An­fang an in unsere Religion hineinzubringen versucht und tun es noch heute mit Beharrlichkeit!

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Zusammenfassung

  1. Gott braucht eigentliche keine Engel, um seine Befehle auszuführen; vielmehr übergeht er manchmal die Vermittlung der Engel und handelt selbst
  2. Gott gebraucht die Engel, um sich unserer schwachen Auffassungskraft anzupassen und um uns noch mehr seine liebende Fürsorge zu zeigen: zum Beispiel, Elischa und sein Knecht (2. Könige 6:17)

Text

Der Gefahr solchen Aberglaubens werden wir dann recht entgehen, wenn wir er­wägen, warum denn Gott lieber durch die Engel als ohne ihr Zutun, rein aus sich selber, seine Macht zu offenbaren, den Seinen das Heil zu schaffen und ihnen die Gü­ter seiner Freundlichkeit mitzuteilen pflegt. Er tut das sicher nicht aus irgendeiner Notwendigkeit heraus, als ob er sie nicht entbehren könnte. Denn sooft es ihm gefällt, vollbringt er sein Werk ohne sie, allein durch seinen Wink und Willen. Es kann also gar keine Rede davon sein, daß sie etwa ihm behilflich sein müßten, weil ihm ohne sie sein Werk zu schwer wäre. Er tut es also unserer Schwachheit zum Trost, damit uns nichts mangle, was dazu dient, unsere Seele zu froher Hoffnung aufzurichten und zu fester Gewißheit zu starren. An sich müßte uns das eine mehr als genug sein, daß der Herr verheißt, unser Hüter zu sein. Aber wenn wir uns von soviel Gefahren, soviel Nöten, so vielerlei Feinden umgeben sehen, — wie leicht könnten wir da in unserer Schwachheit und Gebrechlichkeit ans Zittern geraten oder gar verzweifeln, wenn uns nicht der Herr nach unserem Verstehen seine gegenwärtige Gnade zu erfahren gäbe! Deshalb verheißt er nicht allein, daß er sich um uns küm­mere, sondern auch, daß er unzählige Schildträger habe, denen er die Sorge um unser Heil aufgetragen hat, und daß — was für Gefahr uns auch bedrohe — kein Übel uns anrühren kann, solange wir unter ihrem Schutz, ihrer Hut stehen! Freilich ist es ver­kehrt, daß wir angesichts der schlichten Verheißung, Gott sei allein unser Hüter, noch immer umherschauen, woher uns Hilfe kommen könne. Aber doch will uns der Herr in seiner unermeßlichen Milde und Freundlichkeit in unserer Verkehrtheit zu Hilfe kommen, — und deshalb dürfen wir von so großer Gabe nicht gering denken. Dafür haben wir ein Beispiel in dem Knecht des Elisa: als er sah, daß der Berg vom Heere der Syrer ganz umlagert war und kein Ausweg mehr blieb, da packte ihn der Schrecken, als ob es um ihn und seinen Herrn geschehen wäre. Da bat Elisa Gott, er möchte ihm die Augen öffnen, — und nun sah er alsbald den Berg voll feuriger Wagen, einer Menge von Engeln nämlich, die ihn mit dem Propheten schützen sollten! (2. Kön. 6,17) Als er das geschaut hatte, da wurde er gestärkt und faßte sich, so daß er unerschrocken die Feinde verachten konnte, deren Anblick ihn zuvor beinahe umgebracht hätte!

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Zusammenfassung

  1. Weil sie so sehr von Gottes Herrlichkeit erstrahlen und Gottes Fürsorge den Menschen zukommen lassen, neigen Menschen dazu, Engel anzubeten.
  2. Paulus warnt uns davor, weil es eine Herabsetzung Christi gleichkommt: Engel bekommen ihre Kraft von der selben Quelle wie wir, sie reflektieren nur den Glanz der göttlichen Herrlichkeit.

Text

Jetzt müssen wir noch dem Aberglauben entgegentreten, der zumeist daraus entsteht, daß es von den Engeln heißt, durch ihren Dienst widerfahre uns alles Gute. Da läßt sich nämlich die Vernunft des Menschen leicht dazu hinreißen, ihnen jedwede Ehre zu übertragen. So wird ihnen denn beigelegt, was nur Gott und Christo zu­kommt. Auf diese Weise ist, wie wir sehen, Christi Ehre schon seit vielen Jahrhun­derten auf mancherlei Weise verdunkelt worden, dadurch, daß man die Engel ohne Begründung in Gottes Wort mit allerlei maßlosem Ruhm bedeckt hat. Und unter allen Verderbnissen, gegen die wir heutzutage zu kämpfen haben, ist kaum eines älter als eben dies. Hatte doch offenbar schon Paulus mit einigen Leuten zu streiten, die die Engel so hoch erhoben, daß Christus beinahe zu ihresgleichen erniedrigt wurde! Dar­um dringt er im Briefe an die Kolosser mit solcher Schärfe darauf, daß Christus nicht nur vor allen Engeln den Vorrang habe, sondern daß er auch für sie der Ursprung alles Guten sei (Kol. 1,16.20). Deshalb dürfen wir nicht den Herrn ver­lassen und uns den Engeln zuwenden, die doch selber nicht aus sich bestehen können, sondern aus derselben Quelle schöpfen wie wir! Freilich, weil ein Abglanz göttlicher Herrlichkeit aus ihnen erstrahlt, so geschieht es gar leicht, daß wir uns vor ihnen aus einer gewissen inneren Bestürzung anbetend niederwerfen und dann ihnen alles zuschreiben, was doch Gott allein zu verdanken ist. Schreibt doch selbst Johan­nes in der Apokalypse, daß ihm das widerfahren sei, — aber dann fügt er gleich hin­zu, ihm sei erwidert worden: „Siehe zu, tue es nicht, ich bin dein Mitknecht …, bete Gott an!“ (Apok. 19,10).

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Zusammenfassung

  1. Gegen die Freidenker, die, wie die Sadduzäer zur Zeit Jesu, die wahre Existenz der Engel bezweifelten, es gibt viele Bibeltexte, die ihre Existenz bestätigen
  2. selbst Christus, als der Mittler, ist in gewissen Stelle als „Engel“ bezeichnet (Mal 3:1)

Text

Jedoch muß — gegen den Zweifel einiger unruhiger Menschen! — dies fest­stehen: die Engel sind „dienstbare Geister“ (Hebr. 1,14), deren Gehorsamsleistung Gott benutzt, um die Seinen zu schützen, und durch welche er seine Wohltaten unter die Menschen austeilt und auch seine übrigen Werke durchführt. Nun war da einst die Auffassung der Sadduzäer, unter den Engeln seien bloß Regungen, die Gott den Menschen eingibt, oder auch Erweisungen seiner Kraft zu verstehen. Aber es wider­sprechen diesem Wahnwitz derartig viele Zeugnisse der Schrift, daß man sich wun­dern muß, daß eine so grobe Unwissenheit in jenem Volke überhaupt geduldet wurde. Ich will dabei die oben bereits angeführten Stellen kurz übergehen, wo ja Tausende und Legionen von Engeln erwähnt werden, wo ihnen Freude zugesprochen wird, wo es heißt, daß sie die Gläubigen auf ihren Händen tragen, ihre Seelen zur Ruhe bringen, das Angesicht des Vaters sehen — und dergleichen mehr. Es gibt viel­mehr andere Stellen, aus denen völlig klar hervorgeht, daß die Engel Geister von eigener Wesenheit (spiritus naturae subsistentis) sind. Da sagen Stephanus und Paulus, das Gesetz sei durch die Hand von Engeln gegeben worden (Apg. 7,53; Gal. 3,19). Da verheißt Christus, die Auserwählten würden nach der Auferstehung den Engeln gleich sein, oder, der Tag des Gerichtes sei nicht einmal den Engeln bekannt (Matth. 22,30; 24,36), oder, Christus werde alsdann kommen mit seinen heiligen Engeln (Matth. 25,31; Luk. 9,26). Man mag diese Stellen noch so drehen und wen­den: man muß sie doch in diesem Sinne verstehen. Wenn Paulus dem Timotheus„vor dem Herrn Jesus Christus und den auserwählten Engeln“ „bezeugt“, er solle seine Vorschriften beachten (1. Tim. 5,21), so versteht er doch unter den Engeln nicht Eigenschaften oder Eingebungen ohne eigenes Wesen, sondern wirkliche Geister! Und wenn wir im Hebräerbriefe lesen, Christus sei höher gemacht denn die Engel (Hebr. 1,4), den Engeln sei der Erdkreis nicht unterworfen (Hebr. 2,5), Christus habe nicht ihre, sondern des Menschen Natur angenommen (Hebr. 1,4; 2,16) — so hat das nur einen Sinn, wenn wir darunter selige Geister verstehen, auf die solche Vergleichungen zutreffen. Der Verfasser des Hebräerbriefes deutet seine eigene Aus­sage, wenn er die Seelen der Gläubigen und die heiligen Engel im Reiche Gottes nebeneinanderstellt (Hebr. 12,22). Dazu kommt noch, was wir bereits an­führten: daß die Engel der Kindlein allezeit das Angesicht Gottes schauen, daß wir durch ihren Schutz verteidigt werden, daß sie sich an unserem Heil freuen, die viel­fältige Gnade Gottes an seiner Kirche bewundern und daß sie Christus als dem Haupte untertan sind. Dahin gehört auch die Tatsache, daß sie den heiligen Vätern oftmals in menschlicher Gestalt erschienen sind, mit ihnen geredet haben und gar von ihnen beherbergt worden sind! Auch Christus selbst wird ja wegen der Herrschafts­stellung, die er als Mittler ausübt, „Engel“ genannt (Mal. 3,1). Das mag genügen, um die Einfältigen gegen jene törichten und widersinnigen Gedanken zu schützen, die vor vielen Jahrhunderten vom Satan aufgebracht wurden und von Zeit zu Zeit wie­der aufkommen

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Zusammenfassung

  1. Die Bibel sagt uns nichts genaues über die Anzahl, Rangordnung oder Gestalt der Engel: nur allgemeine Angaben
  2. Dieses Mysterium wird erst am „Letzten Tag“ (d.h. Tag des Gerichts) offenbart

Text

Wer nun über die Zahl und die Ordnungen der Engel genauere Aussagen machen will, der soll zusehen, worauf er sie gründe. Ich gebe zu: Michael wird bei Daniel ein großer Fürst genannt (Dan. 12,1), und bei Judas heißt er „Erzengel“ (Jud. 9). Nach Paulus wird es ein Erzengel sein, der mit dem Schall der Posaune die Menschen zum Gerichte lädt (1. Thess. 4,16). Aber wer könnte von da aus die Ehrenstufen unter den Engeln feststellen, die Kennzeichen und Würden unterscheiden und jedem seinen Platz und seine Stellung zuweisen? Denn selbst die zwei Namen, die in der Schrift auftreten — nämlich Michael und Gabriel, wozu ebenfalls noch der dritte (Raphael) aus dem Buche Tobia käme — können den Engeln auch um der Schwachheit unseres Verstehens willen figürlich beigelegt sein — obwohl ich diese Frage lieber in der Schwebe lassen will.

Was die Zahl betrifft, so hören wir aus Christi Munde viele Legionen (Matth. 26,53), von Daniel viele Zehntausende nennen (Dan. 7,10); viele Wagen schaute der Diener des Elisa (2. Kön. 6,17), und es läßt auf eine ungeheure Zahl schließen, wenn wir hören, daß sie sich rings um die lagern, die Gott fürchten (Ps. 34,8).

Sicher ist, daß die Geister keine Gestalt haben; aber trotzdem stellt die Schrift nach dem Maß unseres Begreifens die Cherubim und Seraphim nicht ohne Grund mit Flügeln dar, damit wir nicht zweifeln, daß sie, sobald es dessen bedarf, mit unglaublicher Schnelligkeit uns zur Hilfe da sein werden, wie wenn ein Blitz in seiner Geschwindigkeit zu uns herniederführe! Wir sollen übrigens glauben, daß die näheren Fragen hierzu jener Art von Geheimnissen angehören, deren volle Ent­hüllung dem Jüngsten Tage vorbehalten ist. Deshalb wollen wir wohl darauf achten, uns vor zu großer Neugier über unserem Fragen und vor zu großer Kühnheit über unserem Reden zu hüten!