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Zusammenfassung

  1. die falsche Lehre der Mitwirkung: dass der Wille, durch Gottes Gnade vorbereitet, nun fähig ist, seinen Teil des Heils zu tun
    1. Lombardus missbraucht den Ausdruck des Augustinus „pedissequa“, dass der menschliche Wille als „Begleiter“ der Gnade Gottes
    2. Chrysostomus irrt, als er sagte, die Gnade könne nichts ohne den Willen und der Wille nichts ohne die Gnade wirken
    3. Augustinus behauptet, dass Gnade vor allem Verdienst ist

Text

Nun gibt es wahrscheinlich Leute, die gern zugestehen, daß der Wille, in sei­nem eigenen Wesen dem Guten entfremdet, allein durch des Herrn Kraft umgewan­delt werde — aber doch so, daß er, wenn er einmal bereitet ist, dann doch beim Wirken seinen Anteil hat! So lehrt Augustin, jedem guten Werke gehe die Gnade vorauf, und der Wille begleite sie, habe aber nicht die Führung, folge ihr nach, gehe ihr aber nicht voraus (Brief 186). Das ist kein übler Ausspruch des frommen Mannes, aber Petrus Lombardus hat ihn dann in verkehrter Weise mißdeutet (Sent. II,26,3). Nach meiner Überzeugung zeigen die oben angeführten Propheten­worte und noch weitere Stellen zweierlei: erstens bessert der Herr unseren bö­sen Willen, ja er schafft ihn ab, und zweitens setzt er von sich aus einen guten an seine Stelle. Insofern nun die Gnade dem Willen vorangeht, mag man diesen immerhin „nachfolgend“ nennen; aber weil der erneuerte Wille Gottes Werk ist, ist es verkehrt, wenn man dem Menschen zuschreibt, daß er der zuvorkommenden Gnade mit seinem nachfolgenden Willen sich hingebe. Es ist deshalb unrichtig, wenn Chrysostomus schreibt, die Gnade könne nichts ohne den Willen und der Wille nichts ohne die Gnade wirken. Als ob nicht die Gnade selbst auch den Willen wirkte, wie wir es doch eben bei Paulus sahen! (vgl. Phil. 2,13). Und wenn Augustin sagt, der Wille „folge“ der Gnade nach, so war es doch seine Absicht gar nicht, ihm ei­nen gewissen untergeordneten Anteil bei dem guten Werk zuzuschreiben. Er wollte damit im Gegenteil die greuliche Lehre des Pelagius widerlegen, welche den ei­gentlichen Ursprung des Heils im Verdienst des Menschen meinte finden zu können. Demgegenüber zeigte er — und das war in dieser Sache auch ausreichend! —, daß die Gnade eher da sei als alles Verdienst; die weitere Frage, nämlich wie es sich mit der dauernden Wirkung der Gnade verhalte, ließ er dabei vorderhand aus — aber darüber redet er ja an anderen Stellen hervorragend! Denn sooft er etwa sagt, der Herr komme dem Nicht-Wollenden zuvor, damit er wolle, und dem Wollenden helfe er, damit er nicht vergeblich wolle, läßt er doch Gott klipp und klar den Urheber alles guten Werks sein! Aber Augustins Aussprüche in dieser Frage sind zu deut­lich, als daß sie eine längere Beweisführung erforderlich machten. So sagt er auch: „Da mühen sich die Menschen, um in unserem Willen zu finden, was unser Eigenes sei und nicht von Gott her käme — aber ich weiß nicht, wie man das finden soll!“ (Von Schuld und Vergebung der Sünden II,5). Im ersten Buch gegen Pelagius und Caelestius aber erläutert er Christi Wort: „Wer es nun höret von meinem Vater, der kommt zu mir“, und sagt dann: „Dem Willen wird so geholfen, daß er nicht nur erfährt, was zu tun ist, sondern (dann) auch tut, was er erfahren hat. Aber wenn Gott solche Lehre erteilt — nicht durch den Buchstaben des Gesetzes, sondern durch die Gnade des Heiligen Geistes —, so geschieht das so, daß jeder das, was er gelernt hat, nun nicht nur erkennt und sieht, sondern auch wollend ver­langt und handelnd vollbringt!“

Themen:

This entry was posted on Freitag, Januar 20th, 2012 at 01:00 and is filed under Buch 2, Buch 2 Kapitel 03, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

One comment

rey
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In welcher Weise erklären Sie, dass Jesus sagte: „ein guter Mensch aus dem guten Schatz seines Herzens bringt Gutes hervor, aber und böser Mensch aus dem bösen Schatz seines Herzens bringt Böses hervor“? Jeder ist nicht das Böse von der Geburt geneigt. Manche Männer sind zu gut geneigt und einige sind zum Bösen geneigt. Ein Psalmist spricht von Lügnern aus dem Mutterleib. Aber Job unterstützt Witwen aus dem Mutterleib. Und Jesus sagt: „machet den Baum gut und seine Frucht gut;. Oder machet den Baum böse und seine Früchte böse“ Nicht nur Männer haben unterschiedliche Neigungen, sondern Jesus erklärt es sogar möglich, Ihre Neigung zu ändern.

Januar 20th, 2012 at 01:48

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