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Zusammenfassung

  1. die falsche Unterscheidung zwischen „Tun“ und „Erlauben“
    1. erdacht durch den „fleischlichen“ Verstand des Menschen, um Gott vor der Anklage der Übeltat und der scheinbaren Absurdität der Bestrafung von der gottgewollte Blindheit zu „bewahren“
    2. dennoch würde die vorgeschlagene Unterscheidung nahelegen, dass es Bereiche des Existierenden gibt, über die Gott keine Kenntnis oder Kontrolle hat, oder dass er wenigstens in eine von ihm nicht geleitete Richtung einwilligt
    3. im Gegenteil, alle gottlosen Leute sind derartig unter Gottes Herrschaft, dass er ihre bösen Absichten für jeden von ihm gewollte und heiligen Zweck gebraucht und dass ihre bösen Taten seine Urteilsvollstreckung ist – dies ohne irgendwelche Bösartigkeit oder Schuld von ihm
  2. Beispiel aus der Bibel
    1. Hiob erkannte, dass nicht Satan, sondern Gott der Urheber seiner schwere Prüfung war: Menschen oder der Teufel mögen etwas anstiften, aber Gott durch seine Herrschaft kann dies gebrauchen, um sein Urteil zu vollstrecken
    2. die Erblindung und der Verwirrung Ahabs (1. Könige 22:20,22)
    3. die Apostel verstanden, dass Pilatus und die Juden nur das ausführten, was Gott beschlossen hatte (Apg. 4:28, vgl. 2:23 etc.)
    4. Absaloms Blutschande war Gottes eigenes Werk (2. Sam. 16:22; 12:12)
    5. die Brutalität der Chaldäern gegen Juda war Gottes Wille wie Jeremias es bezeugt (Jer. 1:15; 7:14; 50:25, etc)
    6. Gottes „Erzürnen“, die „Rute seines Zorn“ und ähnliche Ausdrücke bestätigen alle das gleiche: daher sitzt Gott nicht müssig im Himmel und wartet, dass sich etwas auf der Erde tut, als ob seine Urteile vom menschlichen Willen abhängen würden (Epikureismus)

Text

lang="de-CH">Nach anderen Stellen lenkt und zieht Gott selbst den Satan und alle Gottlosen nach seinem Gutdünken, wohin er will. Hier entsteht nun aber eine noch schwierigere Frage. Wie soll sich Gott, wenn er doch durch diese handelt, keinerlei Beschmutzung durch ihre Vergehen zuziehen, wie soll er bei gemeinsamem Werk selbst von aller Schuld frei sein und doch die, die er als Knechte benutzt, mit Recht verdammen kön­nen? Das versteht der Sinn des Fleisches nicht. So ist es denn zu der Unterscheidung zwischen „Tun“ und „Zulassung“ (Gottes) gekommen: es scheint eben vielen Leuten ein unlösbarer Knoten zu sein, wenn es heißt, der Satan und alle Gottlosen seien derart in Gottes Hand, daß er ihre Bosheit lenke zu dem ihm genehmen Ziel, und daß er ihre Verbrechen benutze, um seine Gerichte zu vollziehen! Die Bedenklichkeit solcher Leute wäre auch durchaus verzeihlich, wenn sie bloß der Anschein des Wider­sinnigen in Schrecken setzte; nur dürften sie eben nicht verkehrterweise versuchen, Gottes Gerechtigkeit vor dem Vorwurf durch eine Unwahrheit zu rechtferti­gen! Es scheint ihnen widersinnig, daß ein Mensch durch Gottes Willen und Befehl verblendet wird und dann doch die Strafe für seine Verblendung tragen soll. Also suchen sie sich durch die Ausflucht zu helfen, das geschehe bloß durch Gottes Zu­lassung, nicht aber auch durch seinen Willen! Aber Gott selber macht diese Ausflucht zunichte, wenn er deutlich sagt, er handle! Daß aber der Mensch ohne Gottes geheimen Befehl nichts ausrichten, noch etwas durch Überlegung zuwege bringen kann, ohne daß Gott es schon bei sich beschlossen hätte und es in seiner ver­borgenen Leitung herbeiführte, das wird durch unzählige klare Schriftzeugnisse be­legt, was wir oben aus dem Psalm anführten: „Gott kann machen, was er will“ (Ps. 115,3), das bezieht sich gewisslich auf alle Taten der Menschen. Ist Gott wirk­lich, wie es heißt, der untrügliche Lenker von Krieg und Frieden (Jes. 45,7), und zwar ohne jede Ausnahme, wie kann dann einer zu behaupten wagen, den Menschen leite sinnlos ein blinder Trieb, ohne Gottes Wissen und Zutun?

Aber besondere Beispiele werden das noch besser beleuchten, wir wissen, wie im ersten Kapitel des Hiobbuches der Satan sich vor Gott einstellt, um Befehle ent­gegenzunehmen, genau wie die Engel, die doch von sich aus gehorchen. Er tut das zwar in ganz anderer Art und zu ganz anderem Zweck, aber doch so, daß er nichts unternehmen kann ohne Gottes Willen. Nun scheint ja daraufhin eine bloße Zulassung zu erfolgen, nämlich daß er den heiligen Mann (Hiob) angreife. Aber doch ist dessen Ausspruch wahr: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genom­men, wie es dem Herrn gefiel, so ist es geschehen“ (Hiob 1,21). Und deshalb müssen wir schließen, daß diese Versuchung, als deren Diener der Satan und ver­ruchte Räuber wirksam waren, tatsächlich Gott zum Urheber hatte. Da versucht der Satan den heiligen Mann durch Verzweiflung in Wut zu bringen, da kommen die Sabäer herbei, um grausam und gottlos fremdes Gut zu rauben. Aber Hiob erkennt an, daß er von Gott all seines Besitzes beraubt worden ist, daß er zum armen Mann geworden ist, weil es Gott so gefiel! Was also auch Menschen oder gar der Satan selbst unternehmen – Gott hat das Ruder in der Hand, um ihre Unterneh­mungen zum Vollzug seiner Gerichte zu lenken. Da will Gott, daß der treu­lose König Ahab in die Irre geführt werde – der Teufel erbietet dazu seinen Dienst, und er wird mit dem klaren Auftrag losgeschickt, er solle ein Geist der Lüge im Munde aller Propheten sein! (1. Kön. 22,20.22). Die Verblendung des Ahab ist Gottes Gericht – und so zergeht jeder Versuch, hier von „bloßer Zulassung“ zu träumen. Denn es wäre ja lächerlich, wenn der Richter bloß „zuließe“ und nicht tatsächlich anordnete, was er geschehen lassen will, und seinen Dienern den Auftrag zum Vollzug gäbe! Die Juden hatten die Absicht, Christum zu töten, und Pilatus und seine Kriegsknechte willfahrten ihrer rasenden Mordlust – und trotzdem bekennen die Jünger in feierlichem Gebet, alle Gottlosen hätten nichts getan, als was Gottes Hand und Rat beschlossen hätte! (Apg. 4,28). So hatte Petrus ja schon vorher in einer Predigt gesagt, Jesus sei aus bedachtem Rat und Vorsehung Gottes dahingegeben worden, daß er getötet werde (Apg. 2,23), als wollte er sagen: Gott, dem von Anfang her nichts verborgen war, hat mit Wissen und Willen festgesetzt, was die Juden vollführt haben. So wiederholt er es an anderer Stelle: „Gott, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigt hat, wie Christus leiden sollte, hat’s also erfüllt“ (Apg. 3,18). Absalom verunreinigte in ehebrecherischem Umgang das Bett seines Vaters und vollführte damit ein abscheu­liches Verbrechen (2. Sam. 16,22). Gott aber verkündigt, das sei sein Werk: „Du hast es insgeheim getan, ich werde es öffentlich tun, vor der Sonne!“ (2. Sam. 12,12). Und Jeremia spricht es aus, daß alles, was die Chaldäer an Grausamkeiten in Judäa begehen, Gottes Werk sei (Jer. 50,25; 1,15 und oft). Aus diesem Grunde wird ja Nebukadnezar Gottes Knecht geheißen! (Jer. 25,9; 27,6). Mehrfach ruft Gott es aus, sein Wink (Jes. 7,18), seiner Posaune Klang (Hos. 8,1), sein Befehl und Auftrag (Zeph. 2,1) rufe die Gottlosen zum Kriege auf! Den Assyrer nennt er die Rute seines Zorns (Jes. 10,5) und ein Beil, das er mit seiner Hand schwingt! Die Zerstörung der heiligen Stadt und die Verwüstung des Tempels heißt er sein Werk (Jes. 28,21). David will nicht gegen Gott murren, wenn er ausspricht, die Flüche des Simei kämen aus seinem Geheiß: „Der Herr hat ihn geheißen, daß er fluche“ (2. Sam. 16,10). Nein, er erkennt Gott damit als den gerechten Richter an! Öfters wird es in der heiligen Geschichte wiederholt, es komme von dem Herrn, was auch geschehe, so z.B. der Abfall der zehn Stämme (1. Kön. 11,31), der Untergang der Söhne des Eli (1. Sam. 2,34) und vieles dieser Art. Wer einigermaßen in der Schrift zu Hause ist, der sieht, daß ich nur wenige Zeugnisse von vielen anführe, um mich der Kürze zu befleißigen. Aber aus diesen wird bereits mehr als genug deutlich: wer an die Stelle der Vorsehung Gottes die bloße Zu­lassung setzt, der schwatzt und redet unnützes Zeug! Als ob Gott in ruhiger Betrach­tung dasäße und die zufälligen Ereignisse abwartete! Als ob so seine Gerichte vom Wohlgefallen des Menschen abhingen!

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This entry was posted on Montag, Februar 15th, 2010 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 18, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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