Zum Tod der Frau eines Freundes

Calvin, Jean

Ich fühle wohl an mir selber, wie schmerzhaft und brennend die Wunde sein muß, die dir der Tod deiner trefflichen Frau verursacht hat, wenn ich an meine Trauer vor 7 Jahren denke. Ich erinnere mich, wie schwer es mir geworden ist, Meister meines Schmerzes zu werden. Aber da du wohl weißt, welche Mittel wir zur Beilegung eines unmäßigen Schmerzes anwenden müssen, so bleibt mir nur übrig, dich zu bitten, daß du sie benützest. Unter deinen Trostgründen ist dieser nicht der kleinste (obgleich unser irdisches Teil dadurch noch mehr betrübt wird), daß du eine Zeit dieses Lebens mit einer Frau zugebracht hast, du dich dich freuest wiederzufinden, wenn du aus diesem Leben wallen wirst. Auch mußt du bedenken, daß ihr Beispiel dich gelehrt hat, eines guten Todes zu sterben. Wenn aber unser Haupttrost immer die wunderbare Vorsehung Gottes ist, durch welche unsere Trübsale zu unserm Heile dienen, und er uns von den Personen, die wir lieben, nur trennt, um uns wieder mit ihnen zu verbinden in seinem himmlischen Reiche, so mußt du, fromm wie du bist, dich in seinen Willen finden. Möge der Herr die Traurigkeit deiner Einsamkeit durch die Gnade seines Geistes mildern, dich leiten und deine Arbeit segnen.