Posts Tagged ‘Vorsehung’

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Zusammenfassung

  1. der „fleischliche“ oder „weltliche“ Verstand aller Zeitepochen hat Geschehnisse immer dem Zufall zugeschrieben und somit Gottes Vorsehung verdunkelt
  2. doch der Glaube, wenn auf der Bibel gegründet ist, weiss, dass alles nach Gottes Willen geschieht
    1. Ereignisse
    2. leblose Gegenstände, die sich nach den Naturgesetzen verhalten, aber immer noch unter Gottes Führung stehen
  3. die Sonne in all ihrer Kraft und Pracht steht unter Gottes Macht (Anmerkung: für Calvin korrigiert die Bibel unsere Wahrnehmung der Natur)

Text

Damit dieser Gegensatz noch deutlicher werde, müssen wir wissen, daß Gottes Vorsehung, wie sie in der Schrift gelehrt wird, im Gegensatz zu jedem Gedanken an „Glück“ und „Zufall“ steht. Man hat zwar schon zu allen Zeiten allgemein ge­wähnt, und auch heutzutage herrscht fast unter allen Sterblichen die Meinung, es geschehe alles „zufällig“. Aber durch eine derartige verkehrte Meinung wird ganz gewiss das, was man von der Vorsehung wissen muß, vernebelt und fast gar begra­ben. Da fällt einer unter die Räuber oder in die Gewalt wilder Tiere, da führt ein plötzlicher Sturm zum Schiffbruch auf dem Meer, da wird einer unter den Trüm­mern eines Hauses oder unter einem umbrechenden Baum erschlagen, – da findet ein anderer, der durch die Wüste geirrt, doch noch etwas, um seinen Hunger zu stillen, oder ein Schiffbrüchiger erreicht den Hafen, oder es entgeht einer um Fingersbreite wunderbar dem Tode: all diese glücklichen oder unglücklichen Ereig­nisse schiebt die Vernunft des Fleisches dem Zufall zu! Wer aber aus Christi Mund gelehrt ist, daß auch die Haare auf unserem Haupte alle gezählt sind, der sieht den Grund tiefer und hält daran fest, daß alles Geschehen durch Gottes verborgenen Rat regiert wird! Bei den leblosen Dingen müssen wir uns das so vorstellen: jedes hat gewiss von Natur seine Eigenart in sich; aber keines kann seine Kraft wirken lassen, wenn es nicht durch Gottes gegenwärtige Hand gelenkt wird. Sie sind also nichts anderes als Werkzeuge, denen Gott mit Bedacht soviel Kraft bescheidet, wie er will, und die er nach seinem Ermessen zu dieser oder jener Wirksamkeit lenkt und leitet. So hat kein Geschöpf eine wundersamere und herrlichere Kraft als die Sonne. Ab­gesehen noch davon, daß sie den ganzen Erdkreis mit ihrem Glanz erhellt: wie großartig ist es doch, daß sie mit ihrer Wärme alles Lebendige erhält und belebt, mit ihren Strahlen die Erde fruchtbar macht, den Samen im Schoß der Erde erwärmt, dann das Grün aus ihm hervorlockt, ihn mit neuer Nahrung erquickt, nährt und stärkt, bis er zum Halm erwächst, ihn weiterhin immerzu mit Tau speist, bis er zur Blüte und dann zur Frucht wird, diese dann wieder unter ihrer Hitze reifen läßt – daß die Bäume und Weinstöcke unter ihrer Wärme knospen und Laub tragen, blühen und Frucht bringen! Aber der Herr hat, damit ihm allein der rechte Lobpreis für das alles zukomme, dafür gesorgt, daß zuerst das Licht da war und die Erde mit aller Art von Kräutern und Früchten erfüllt wurde – bevor er die Sonne schuf! (Gen. 1,3.11). Deshalb soll der Fromme die Sonne nicht zur Hauptursache oder zum notwendigen Grunde von Dingen machen, die doch schon vor ihrer Erschaffung da waren, sondern er soll sie bloß als Werkzeug ansehen, das Gott braucht, weil er es so will! Denn er kann ja ebenso leicht ohne sie, rein aus sich selber handeln! Und wenn wir lesen, die Sonne habe auf Josuas Gebet hin zwei Tage stillgestan­den (Jos. 10,13), oder ihr Schatten sei dem König Hiskia zugute zehn Grade rück­wärtsgegangen (2. Kön. 20,11), so hat Gott durch diese wenigen Wunder bezeugt: die Sonne geht nicht in blindem Naturtrieb alle Tage auf und unter; nein, er lenkt ihren Lauf, um die Erinnerung an seine väterliche Huld gegen uns immer wie­der zu erneuern! Nichts Natürlicheres gibt es, als daß dem Winter der Frühling, dem Frühling der Sommer, dem Sommer der Herbst folgt. Aber in dieser Auf­einanderfolge besteht eine derartige Verschiedenheit und Ungleichheit, daß daraus leicht deutlich wird, daß die einzelnen Jahre, Monate und Tage je in neuer, beson­derer Vorsehung Gottes geordnet und regiert werden.

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Zusammenfassung

  1. selbst der „weltliche“ Verstand kann einen Gott erkennen, der alles erschaffen hat und der allem soviel Energie gab, dass sie fortbestehen können.
  2. doch der Glaube, der noch tiefer sieht, erkennt im Schöpfer auch den Herrscher und Erhalter aller Dinge, die er erschuf (Lehre der Vorsehung)
    1. im Himmel
    2. auf Erden, selbst die menschliche Angelegenheiten

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Gott zu einem Schöpfer für den Augenblick zu machen, der sein Werk ein für allemal hinter sich gebracht hätte, wäre eine kalte und unfruchtbare Sache; und wir sollen uns gerade darin von den Weltmenschen unterscheiden, daß uns die Gegen­wart der Kraft Gottes im fortdauernden Bestehen der Welt ebenso hell entgegen­leuchtet, wie in ihrem Ursprung. Gewiss zwingt der Anblick von Himmel und Erde auch die Gottlosen, ihre Seele zum Schöpfer zu erheben. Aber der Glaube hat doch seine eigene Art, Gott den ungeteilten Lobpreis für die Schöpfung darzubringen. Dazu gehört das Apostelwort, das wir oben anführten, nur im Glauben erkenn­ten wir, daß die Welt durch Gottes Wort fertig geworden sei (Hebr. 11,3). Denn wir begreifen erst dann, was es heißt, daß Gott der Schöpfer ist, wenn wir auch seine Vorsehung mit erfassen, mögen wir sonst auch den Anschein erwecken, es im Ge­müt zu verstehen und mit der Zunge zu bekennen. Der Sinn des Fleisches bleibt, wenn er sich einmal Gottes Kraft in der Schöpfung vorgestellt hat, dabei stehen; geht er sehr weit, so erwägt und betrachtet er höchstens die Weisheit, Macht und Güte des Meisters, der solch herrliches Werk geschaffen hat – denn das zeigt sich ja alles von selbst und drängt sich auch dem Widerstrebenden auf! Aber in der Erhaltung und Leitung dieses Werkes sieht er bloß eine allgemeine Kraft wirk­sam, von der die Bewegung ausgeht. Schließlich meint er (der Sinn des Fleisches), zur Erhaltung aller Dinge genüge die Kraft, die Gott der Welt im Anfang mitge­geben hat. Der Glaube dagegen muß höher dringen; denn er soll wissen: der, den er als den Schöpfer aller Dinge kennen gelernt hat, der ist auch ihr ständiger Lenker und Erhalter, und zwar geschieht diese Erhaltung nicht dadurch, daß er das ganze Weltgebäu wie auch seine einzelnen Teile bloß allgemein in Bewegung erhält; nein, er trägt, nährt und umsorgt in besonderer Vorsehung jedes einzel­ne, das er geschaffen hat, bis zum geringsten Sperling. So hören wir es bei David: gerade hat er kurz ausgesprochen, daß die Welt von Gott geschaffen sei, da kommt er sogleich auf den fortwährenden Gang seiner Vorsehung zu sprechen. „Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht, und all sein Heer durch den Geist sei­nes Mundes“ (Ps. 33,6), heißt es zunächst, und dann fügt er bald noch hinzu: „Der Herr schauet … auf aller Menschen Kinder …“ (Ps. 33,13); auch die weiteren Verse haben den gleichen Sinn. Es wäre, obwohl hier nicht alle vernünftig nachdenken, doch völlig undenkbar, daß Gott alle menschlichen Geschicke lenke, wenn er nicht der Schöpfer der Welt wäre. Und anderseits kann niemand im Ernste glauben, daß die Welt von Gott gemacht ist, ohne zugleich überzeugt zu sein, daß Gott für seine Geschöpfe sorgt. Eben deshalb ist es in bester Ordnung, wenn David uns beides nacheinander zeigt. Im allgemeinen lehren auch die Philosophen und begreift es der Menschengeist, daß alle Teile der Welt gewissermaßen durch eine geheime Einge­bung Gottes Bestand haben. Indessen vermögen sie nicht zu der Höhe vorzudringen, zu der David gelangt und zu der er alle Frommen mit hinaufführt: „Es wartet alles auf dich, Herr, daß du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit; du gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gut gesättigt; verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; du nimmst weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder zu Staub; du lässest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du er­neuerst die Gestalt der Erde“ (Ps. 104,27ff.). Mögen die Philosophen auch dem Satz des Paulus zustimmen: „in ihm leben, weben und sind wir“ (Apg. 17,28), so sind sie doch weit entfernt vom lebendigen Empfinden der Gnade, die er preist, weil sie Gottes besondere Fürsorge, aus der doch seine väterliche Huld zu erkennen ist, gar nicht schmecken.

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