Archive for the ‘Buch 1 Kapitel 08’ Category

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Zusammenfassung

  1. die Schrift ist der sichere Grund der Gewissheit der christlichen Märtyrer
  2. ihr Glaube ist nicht Fanatismus, sondern ein fester, beständiger, ja nüchterner Eifer für Gott

Zusammenfassung: alle erbrachten Beweise können das Zeugnis der Heiligen Geistes nicht ersetzen

  1. obwohl aussagekräftig können doch diese Gründe keinen festen Glauben im Menschen erzeugen
  2. solange jemand nicht durch das innere Zeugnis des Heiligen Geistes berührt wird, ist es vergeudete Zeit, ihn von der absoluten Wahrheit der Schrift überzeugen zu wollen

Text

Mit welcher Gewißheit dürfen wir einer Lehre ergeben sein, die wir durch das Blut so vieler heiliger Männer bestätigt und bezeugt sehen! Diese sind für diese Lehre, nachdem sie sie angenommen hatten, ohne Zögern mutig und unerschrocken, ja mit großer Freudigkeit in den Tod gegangen. Wie sollten da wir, was uns mit solchem Pfand überliefert ist, nicht mit gewisser und unerschütterlicher Überzeugung annehmen? Es ist also keine geringe Bekräftigung der Schrift, daß sie im Blute so vieler Zeugen versiegelt ist, vor allem wenn wir in Betracht ziehen, daß diese in den Tod gegangen sind, um Zeugnis abzulegen, nicht in schwärmerischem Ungestüm, wie das zuweilen irrende Geister tun, sondern mit festem und beharrlichem, aber besonnenem Eifer für Gott.

Es gibt noch andere Gründe, die weder an Zahl noch an Beweiskraft gering sind, durch welche die Würde und Majestät der Schrift gottesfürchtigen Menschen gegen­über bestätigt und erst recht gegen die Künste der Lästerer ausgezeichnet verteidigt werden könnte. Aber all diese Gründe vermögen doch nicht aus sich, der Schrift festen Glauben zu erwirken, ehe nicht der himmlische Vater selbst durch Offenbarung seiner Macht und Gottheit in ihr allem Streit ein Ende setzt. Deshalb wird die Schrift erst dann wirklich zu heilsamer Erkenntnis Gottes genügen, wenn die an ihr entstehende Gewißheit im inneren Zeugnis des Heiligen Geistes begründet ist. All die menschlichen Zeugnisse, die zur Bekräftigung ihrer Wahrheit dienen können, werden dann nicht wirkungslos sein, wenn sie jener wichtigsten und höchsten Be­gründung sozusagen als Hilfsstützen für unsere Schwachheit nachfolgen. Töricht handelt aber, wer den Ungläubigen beweisen will, die Schrift sei Gottes Wort. Denn das kann ohne den Glauben nicht erkannt werden! Deshalb stellt Augustin mit Recht fest, daß Frömmigkeit und Friede der Seele voraufgehen muß, wenn der Mensch von solchen Sachen etwas verstehen soll (Vom Nutzen des Glaubens, 18).

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Zusammenfassung

  1. die Bibel konnte sich durch die Jahrtausende dem Widerstand des Satans und der Welt widersetzen und Menschen aller Epochen in Gehorsam und Glauben leiten
  2. die göttliche Kraft kann auch durch die Akzeptanz der Schrift gesehen werden, die viele Nationen und Völker, sonst unabhängig, ihr erwiesen haben

Text

Aber es gibt auch sonst noch gute Gründe, weshalb die übereinstimmende Lehre der Kirche ihr gutes Gewicht hat. Es ist nämlich auch nicht geringzuachten, daß seit der Abfassung und Kundmachung der Schrift so viele Völker durch so viele Jahr­hunderte sich ihr beständig im Gehorsam unterworfen haben, und daß die Schrift, obwohl der Satan und die ganze Welt sie mit allerhand Praktiken zu unterdrücken, zu verkehren, gar zu tilgen und aus dem Gedächtnis der Menschen auszureißen versucht haben, sich stets wie eine Palme wieder aufgerichtet hat und siegreich geblieben ist. Es war ja kaum ein Sophist, kein Redner von bedeutenderer geistiger Fähigkeit, der nicht seine Kraft gegen sie gerichtet hätte; aber sie haben doch alle nichts erreicht. Die Macht der ganzen Erde wurde aufgeboten, sie zu vernichten — aber alle Anschläge wurden zu Rauch! Wie sollte dieses Buch, so kräftig von allen Seiten angegriffen, widerstehen können, wenn es bloß von Menschen geschützt würde? Ja, dadurch erweist die Schrift ihre Herkunft von Gott noch klarer, daß sie sich gegen alle widerstrebenden Anstrengungen der Menschen aus eigener Kraft erhoben hat! Dazu kommt, daß nicht bloß eine Stadt, ein Volk sich verband, die Schrift anzunehmen. Nein, soweit die Erde geht, da haben sich Völker, die sonst nichts Gemeinsames haben, in heiligem Bunde ihrer Autorität gebeugt. Solch gemeinsames Tun so verschiedener Geister, die in allen anderen Dingen einander völlig ungleich sind, muß uns gewiß aufs höchste ergreifen: denn es ist offenbar nur durch himm­lische Kraft zustandegebracht. Aber diese Erwägung gewinnt noch an Gewicht, wenn wir auf die Frömmigkeit derer achten, die sich so zusammentaten, freilich nicht aller, sondern derjenigen, durch welche des Herrn Kirche nach seinem Willen wie aus Lichtern erstrahlen sollte.

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Zusammenfassung

  1. die ersten drei Evangelisten, kritisiert von einigen für ihren einfachen Schreibstil, schrieben doch von himmlischen Geheimnissen, die das menschliche Fassungsvermögen überschreiten
  2. dies ist stimmt besonders für das Evangelium des Apostels Johannes; man kann es auch von den Schriften des Paulus und des Petrus sagen
  3. diese Autoren, zum grössten Teils einfache und ungebildete Männer, begannen plötzlich von himmlischen Realitäten zu schreiben – ein Beweis für die Unterweisung durch den Heiligen Geist

Text

 Wie sicher ist nun vollends die Wahrheit des Neuen Testaments begründet! In schlichter und unscheinbarer Redeweise erzählen die drei (ersten) Evangelisten die Geschichte (Jesu). Manche hochmütigen Leute verdrießt diese Einfachheit, weil sie nämlich auf die Hauptstücke der Lehre nicht achthaben — denn aus diesen wäre leicht zu erkennen, daß die Evangelisten von himmlischen Geheimnissen reden und daß dies Reden über alle Vernunft geht. Wer auch nur einen Tropfen edler Scham in sich trägt, der wird erröten, wenn er das erste Kapitel des Lukasevangeliums gelesen hat. Und nun erst die Reden Jesu, deren Hauptinhalt die drei (ersten) Evan­gelisten wiedergeben! Sie erheben diese Schriften leicht über alle Geringschätzung! Dann redet Johannes mit erhabener Donnerstimme; er muß uns ja geradezu zum Gehorsam des Glaubens bringen — oder aber er wirft den Starrsinn des Widerstrebenden stärker als mit Blitzesgewalt darnieder! Es sollen doch all die nase­weisen Richter herkommen, deren höchstes Vergnügen es ist, die Ehrfurcht vor der Schrift sich und anderen aus dem Herzen zu reißen! Sie sollen das Johannesevangelium lesen: da werden sie, ob sie wollen oder nicht, tausend Sprüche finden, welche sie aus ihrer Trägheit aufreißen, ja ihrem Gewissen ein Brandmal ein­drücken, um ihrem Gelächter ein Ende zu machen! Ebenso verhält es sich mit Paulus und Petrus. Mögen viele Menschen für ihre Schriften blind sein, so wirkt doch darin die himmlische Majestät selber und hält alle Leser gebunden und gefangen! Allein dies Eine erhebt ihre Lehre hinlänglich über alle Welt, daß Matthäus, zuvor an sein Zollhaus gebunden, und Petrus und Johannes, zuvor in ihren Fischerbooten beschäftigt, lauter völlig ungelehrte Leute waren und in der Menschen Schule nichts erfahren hatten, das sie anderen hätten weitergeben können. Paulus aber, der aus einem erklärten Feinde, ja aus einem wütenden und blut­dürstigen Verfolger zu einem neuen Menschen bekehrt wurde, der zeigt sich in plötz­licher und unerwarteter Veränderung auf einmal von himmlischem Befehl getrieben, die Lehre zu vertreten, die er zuvor bekämpft hatte! Mögen jene Hunde leugnen, daß der Heilige Geist auf die Apostel gekommen sei, mögen sie der Geschichte gar die Glaubwürdigkeit absprechen — die Sache selbst verkündet laut genug, daß Men­schen, die zuvor im Volke gering und verachtet waren und nun plötzlich über die himmlischen Geheimnisse so großartig zu reden anfingen, vom Heiligen Geist gelehrt sein mußten!

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Zusammenfassung
  1. Kritiker der Bibel behaupten, dass nachdem Antiochus befohlen hatte, alle Bücher zu verbrennen (1. Mak. 1:56-57), die Originale durch Fälschungen ersetzt worden sind.
  2. die Fürsorge Gottes für sein Wort widerlegt diese Behauptung
    1. bewaffnete Priester beschützten die Aufbewahrungsstätten der Schrift und sie waren bereit, ihr Leben zu lassen, wenn es notwendig ist
    2. Gott kümmerte sich um sein Wort, auf dass es ins Griechische übersetzt wurde und somit in der ganzen antiken Welt verbreitet wurde
    3. trotz der Unbeständigkeit der Juden waren die Schriften sicher und vollständig
    4. obwohl die Juden während der Rückkehr aus der Gefangenschaft fast die hebräische Sprachen verloren hatten, so blieben doch die alten hebräischen Bücher bewahrt
    5. Gott erwählte die Juden, Christi schlimmste Feinde, um uns die Gute Nachricht des Heiles zu bewahren, bis es durch Christus zur Offenbarung kam

Text

Was man nun aus der Geschichte der Makkabäer anführt, um die Glaubwürdig­keit der Schrift zu bestreiten, das verhält sich so, daß nichts Geschickteres hätte erdacht werden können, um sie zu bestätigen! Wir wollen aber zuerst die Farbe weg­streichen, die man angemalt hat, dann wollen wir die Waffen der Gegner gegen sie selber wenden. Wenn Antiochus, so sagt man, alle Bücher verbrennen ließ, woher kommen dann unsere Exemplare? (vgl. 1. Makk. 1,59). Ich stelle aber die Gegen­frage: In welcher Werkstatt hat man sie aber dann so schnell wiederherstellen können? Denn es steht fest, daß es gleich, nachdem das Wüten sich gelegt hatte, wieder Handschriften gab und daß diese von den Frommen, welche in ihrer Lehre unterrichtet waren und sie deshalb sehr genau kannten, ohne Widerspruch anerkannt waren. Obgleich nun aber alle Gottlosen so wütende Angriffe gegen die Juden richteten, als hätten sie sich miteinander verschworen, hat ihnen doch keiner je den Vorwurf zu machen gewagt, sie hätten Bücher fälschlich untergeschoben. Wie man nämlich auch von der jüdischen Religion denken mochte, so erkannte man doch all­gemein Mose als ihren Stifter an. Was tun nun also jene Schwätzer anders, als daß sie ihre mehr als hündische Dreistigkeit verraten, wenn sie diese Bücher für unter­geschoben erklären, deren hohes Alter die einhellige Überzeugung aller Geschichte beweist? Aber ich will nicht noch mehr überflüssige Arbeit an die Widerlegung so schamloser Verleumdungen wenden. Wir wollen besser beachten, wie sehr der Herr für die Erhaltung seines Wortes gesorgt hat, wenn er es der Lücke eines wütenden Tyrannen entriß — gleichwie einen Brand aus dem Feuer heraus, wider alle Er­wartung! Fromme Priester und andere Menschen erfüllte er mit solcher Beständig­keit, daß sie ohne Zaudern bereit waren, für diesen Schatz nötigenfalls ihr Leben einzusetzen und ihn so den Nachkommen zu erhalten. Dadurch machte er die schärfste Nachforschung so vieler Hauptleute und ihrer Trabanten zunichte. Wer erkennt darin nicht Gottes herrliches und wunderbares Werk, daß jene heiligen Urkunden, welche die Gottlosen schon vernichtet glaubten, alsbald heimkehrten, ihr Heimat­recht wieder behaupteten und sogar noch höhere Würde erhielten? Folgte doch damals die griechische Übersetzung, welche diese Schriften in der ganzen (damaligen) Welt verbreitete.

Aber die Bewahrung der Tafeln seines Bundes vor den Blutedikten des Antiochus war nicht das einzige Wunder Gottes. Es kommt vor allem dazu, daß jene Tafeln in den mancherlei Bedrängnissen des jüdischen Volkes, in denen es so oft zerschunden und zerschlagen, ja schließlich beinahe aufgerieben wurde, dennoch heil und unversehrt blieben. Die hebräische Sprache war verachtet und auch fast unbekannt geworden, und sie wäre gewiß ganz untergegangen, wenn Gott sich nicht der Religion hätte annehmen wollen. Wieweit die Juden seit ihrer Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft den ursprünglichen Gebrauch ihrer Muttersprache verloren hatten, das sieht man an den Propheten dieser Zeit. Das ist um so wichtiger zu bemerken, weil aus dieser Vergleichung das hohe Alter des Gesetzes und der Propheten desto klarer erhellt. Und wen hat Gott benutzt, um die in Gesetz und Propheten beschlossene Heilslehre uns zu bewahren, damit Christus zu seiner Zeit offenbar würde? Die bittersten Feinde Christi, die Juden, die Augustin aus diesem Grunde mit Recht die Bibliothekare der christlichen Kirche nennt, weil sie uns Bücher zu lesen gaben, die sie selbst nicht zu gebrauchen wußten!

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Zusammenfassung

  1. einige bezweifeln leichtsinnig die Authentizität der Urheberschaft der Bibel, aber auf der anderen Seite akzeptieren sie vorbehaltlos die Echtheit der antiken Autoren
  2. die Vorsehung Gottes wird deutlich sichtbar durch die Bewahrung des Gesetzes und seine Wiederentdeckung durch den König Josiah, nachdem die Priester es völlig vernachlässigten
  3. die heiligen Schriften wurden durch die Väter überliefert, welche die beschriebenen Ereignisse miterlebt hatten oder welche sie von ihren Vätern gehört hatten und somit im Gedächtnis des Volkes Israel lebendig hielten

Text

Ich weiß nun wohl, was die Narren in ihren Winkeln schwatzen, um in der Bestreitung der Wahrheit ihren Scharfsinn zu zeigen. Sie fragen nämlich, wer uns denn beweisen könne, daß die Schriften, die unter dem Namen des Mose und der Propheten gehen, auch wirklich von ihnen stammten. Ja, sie wagen gar die Frage zu stellen, ob denn Mose je gelebt habe. Wollte jemand in Zweifel ziehen, ob Platon oder Aristoteles oder Cicero je gelebt hätten — wer würde nicht sagen, daß solcher Wahnsinn die Züchtigung mit Peitsche und Rute verdiene? Das Gesetz Moses ist mehr mit göttlicher Vorsehung als mit menschlicher Mühe wunderbar erhalten geblieben. Und ob es auch infolge der Nachlässigkeit der Priester einige Zeit ver­graben dalag, so ist es doch seit der Zeit, da der fromme König Josia es wiederfand, durch alle Zeiten hin in den Händen der Menschen geblieben. Und Josia zog es nicht als eine unbekannte und neue Sache hervor, sondern als etwas, das stets im Schwange geblieben und dessen Andenken auch damals noch mit Ruhm geschmückt war. Im Tempel war die Urschrift niedergelegt, in den königlichen Archiven befand sich eine Abschrift. Nur die Priester hatten aufgehört, das Gesetz selbst nach feier­lichem Brauch zu verlesen, und auch das Volk hatte das gewohnte Lesen vernach­lässigt. Ist wohl ein einziges Jahrhundert vergangen, wo das Gesetz nicht aufs neue bestätigt und bekräftigt worden wäre? War wohl Mose denen unbekannt, die David lasen? Jedoch, um von allen zugleich zu reden: ihre Schriften sind ganz sicher sozusagen von einer Hand zur anderen in ununterbrochener Reihe der Jahre von den Vätern her überliefert worden und so zu den Nachkommen gelangt. Die Väter aber hatten teils die Redenden selbst noch gehört, teils hatten sie aus frischem Ge­dächtnis von solchen, die sie gehört hatten, die Richtigkeit der Überlieferung erfahren.