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Zusammenfassung

  1. Jede Person besitzt die vollständige Gottheit, jedoch hat jeder seine Merkmale
  2. wie Augustinus zeigt rührt die Vielheit der Ausdrücke für die Personen der Dreieinigkeit von ihrer gegenseitigen Beziehung

VaterSohnGeist

Text

Aber diese Unterscheidung tut der vollen Einheit Gottes durchaus keinen Abbruch. Ja, es kann vielmehr gerade aus ihr erwiesen werden, daß der Sohn ein Gott ist mit dem Vater, weil er auch zugleich mit ihm den einen Geist hat, daß aber auch der Geist nicht etwas anderes, vom Vater und vom Sohne Getrenntes ist, weil er ja der Geist des Vaters und des Sohnes ist! Denn unter jeder einzelnen Person (Hypo­stase) wird die ganze (göttliche) Natur verstanden, mit dem zusammen, was jeder als Eigenheit zukommt. Der Vater ist ganz in dem Sohne, der Sohn ganz im Vater, wie er ja auch selbst sagt: „Ich bin im Vater und der Vater ist in mir“ (Joh. 14,10), und die kirchlichen Schriftsteller gestehen nicht zu, daß der eine vom andern durch irgendeinen Unterschied im Wesen getrennt wäre. „Mit den Benennungen, die eine Unterscheidung betreffen“, sagt Augustin, „wird ihr gegenseitiges Verhältnis be­zeichnet, nicht aber das Grundwesen (substantia), in welchem sie doch eins sind.“ (Augustin, Brief 238). In diesem Sinne muß man die Aussagen der Alten zusammen­sehen — sonst müßten sie den Eindruck erwecken, nennenswert gegeneinander zu ste­hen. Denn bald sagen sie, der Vater sei der Ursprung des Sohnes, bald bestehen sie darauf, der Sohn habe seine Gottheit und sein Wesen von sich selber, sei also ein Anfang mit dem Vater (Augustin, Brief 238 und zu Ps. 109,13). Den Grund dieser Verschiedenheit erklärt Augustin an anderer Stelle ganz deutlich: „Christus wird an und für sich Gott genannt, in seinem Verhältnis zum Vater aber Sohn. Und an­derseits: der Vater wird an und für sich Gott genannt, in seinem Verhältnis zum Sohn aber Vater. Wenn er also dem Sohn gegenüber Vater ist, so ist er eben nicht der Sohn, und wenn der Sohn gegenüber dem Vater Sohn heißt, so ist er eben nicht der Vater; der aber an und für sich Vater und der an und für sich Sohn ge­nannt wird, der ist derselbe Gott!“ (Augustin zu Psalm 68). Wenn wir also vom Sohne schlechthin, ohne Rücksicht auf den Vater reden, so können wir recht und wirk­lich sagen, er sei aus sich selber, und so können wir ihn den einzigen Ursprung nennen; wenn wir aber sein Verhältnis zum Vater ins Auge fassen, so sagen wir mit Recht, daß der Vater der Ursprung des Sohnes sei. Die Entfaltung dieser Gedanken bildet den Inhalt des fünften Buches in Augustins Werk „Von der Dreieinigkeit“. Jedenfalls ist es viel sicherer, bei der Verhältnisbestimmung, die er gibt, zu bleiben, als tiefer in dieses erhabene Geheimnis einzudringen und sich dann in allerhand leeres Gedankenspiel zu verlieren.

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