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Zusammenfassung

  1. die ununterbrochene Überlieferung der Wahrheit durch die Jahrtausende
    1. Gott sprach zu den Patriarchen (Abraham, etc.) durch Wunder und Visionen oder durch die Werke oder den Dienst von Menschen was diese aufschreiben und somit der Nachwelt übermitteln sollte
    2. diese Offenbarungen wurden später niedergeschrieben zur Zeit das Gesetz Gottes veröffentlicht wurde
    3. später fügte man noch die Propheten als Ausleger des Gesetzes hinzu
  2. wahre Religion (beides, Glaube und wahres Wissen) hat seinen Ursprung in der heiligen Lehre, dass wir Gott nur durch das ehrfürchtige Studium der Schrift und die ergebene Anerkennung dessen was Gott beschlossen hat zu offenbaren, erkennen können

Text

Ob sich nun Gott den Vätern durch Orakel und Gesichte kundgetan oder ihnen durch Vermittlung und Dienst von Menschen mitgeteilt hat, was sie den Nachfahren überliefern sollten — auf keinen Fall läßt sich bezweifeln, daß in ihr Herz die Lehre mit solch unerschütterlicher Gewißheit eingegraben war, daß sie fest überzeugt waren und klar sahen: was sie erfahren hatten, das kam von Gott. Denn Gott hat zu allen Zeiten seinem Wort eine unzweifelhafte Glaubwürdigkeit verliehen, die über alles menschliche Denken hinausgeht. Damit dann ferner die Wahrheit der Lehre durch alle Jahrhunderte in dauerndem Fortschreiten erhalten bliebe, wollte Gott, daß die nämlichen Offenbarungsworte (oracula), die er den Vätern geschenkt hatte, sozusagen auf öffentlich ausgestellten Tafeln aufgezeichnet würden. Aus solchem Ratschluß hat Gott das Gesetz gegeben, dem dann später als Ausleger die Propheten beigegeben wurden. Nun gab es zwar eine vielfältige Anwendung des Gesetzes (multiplex legis usus), wie wir später noch näher sehen werden. Aber Mose und alle Propheten hatten doch vor allem die Absicht, die Art der Versöhnung zwischen Gott und dem Menschen zu lehren — deshalb nennt ja auch Paulus Christus des Gesetzes Ende (Röm. 10,4). Trotzdem wiederhole ich hier: außer der eigentlichen Lehre von Glaube und Buße (Bekehrung), die uns Christum als Mittler vor die Augen stellt, beschreibt und ziert die Schrift den einen und wahren Gott, wie er die Welt geschaffen hat und noch regiert, mit sicheren Hinweisen und Zeichen, um alle Vermischung mit dem falschen Götzenschwarm zu verhindern. So sehr also der Mensch seine Augen der Be­trachtung von Gottes Werken zuwenden soll — denn in diesem wunderherrlichen Schau­spiel hat er ja seinen Platz als Zuschauer —, so soll er doch vor allem das Wort Gottes zu Ohren nehmen, um zu besserer Erkenntnis zu gelangen. Man darf sich nicht wundern, daß die Menschen, die in der Finsternis geboren sind, mehr und mehr in Unempfänglichkeit sich verhärten. Denn nur ganz wenige werden zu gelehrigen Schü­lern des Wortes Gottes und bleiben so in den gesetzten Schranken; die meisten gehen vielmehr hochmütig in ihren eitlen Einbildungen einher. Soll uns aber der Strahl wahrer Religion treffen, so müssen wir bei der himmlischen Lehre (caelestis doctrina) den Anfang machen, und es kommt niemand auch nur zum geringsten Verständ­nis rechter und heilsamer Lehre, wenn er nicht zuvor ein Schüler der Schrift wird. Da liegt der Ursprung wahren Erkennens: wenn wir mit Ehrfurcht annehmen, was Gott hier von sich selber hat bezeugen wollen. Denn nicht bloß ein echter und voll­kommener Glaube, sondern alle rechte Gotteserkenntnis entsteht aus dem Gehorsam. Und in diesem Stück hat Gott fürwahr für die Menschen aller Zeiten mit besonderer Vorsehung gnädig gesorgt!

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This entry was posted on Sonntag, Oktober 11th, 2009 at 22:56 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 06, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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