Play

Zusammenfassung

  1. wenn wir davon überzeugt sind, dass Gott selbst in der Hl. Schrift gesprochen hat, so haben wir den besten Beweis der Glaubwürdigkeit dieser heiligen Lehre
  2. diese Überzeugung kommt nicht von blossen menschlichen Überlegungen oder Vermutungen, sondern durch das Zeugnis des Heiligen Geistes
  3. nicht rationale Beweise, sonder die Majestät Gottes, die sich in der Schrift offenbart, lehrt uns den himmlischen Ursprung der Bibel
  4. die Bibel durch normale Argumentation beweisen zu wollen, wäre einen Schritt zurück zu machen, auch wenn Skeptiker von uns solche Beweise verlangen, denn das Zeugnis des Geistes ist erhabener als alle Vernunft
  5. die Schrift wird nie eine Aufnahme ins menschliche Herz finden, wenn nicht der Heilige Geist in den Herzen der Menschen wirkt, denn es war dieser Geist, der durch die Propheten redete.

Text

Wir wollen also festhalten, was ich oben ausführte: die Glaubwürdigkeit der Lehre kann nicht eher Bestand gewinnen, als bis wir ohne Zweifel überzeugt sind, daß ihr Urheber Gott ist. Deshalb wird durchweg die höchste Beglaubigung der Schrift darin gesehen, daß hier Gott in Person redet. Die Propheten und Apostel führen nicht ihren Scharfsinn für sich an oder was sonst den Rednern Glauben verschaffen mag, sie bestehen auch nicht auf Vernunftgründen, sondern sie nennen Gottes heiligen Namen, durch den die ganze Welt zum Gehorsam genötigt wird. Jetzt wollen wir zusehen, wie es nicht bloß mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, sondern mit lauterer Wahrheit offenbar ist, daß ihre Berufung auf Gottes Namen weder Leichtsinn noch Trug war. Wollen wir nun dem Gewissen aufs beste raten, um es davor zu bewahren, in stetem Zweifel zu schwanken oder zu wanken oder bei den geringsten Anstößen hängenzubleiben, so muß solche Festigkeit der Über­zeugung an höherer Stelle begründet sein als in menschlichen Vernunftgründen, Urteilen oder Mutmaßungen, nämlich im geheimen Zeugnis des Heiligen Geistes. Es ist freilich wahr: wollte man sich mit der Beweisführung abgeben, so ließe sich gewiß vieles anführen, das leicht davon überzeugen könnte, daß das Gesetz, die Propheten und das Evangelium von Gott ausgegangen sind — wenn überhaupt ein Gott im Himmel ist. Mögen die gelehrtesten und urteilsfähigsten Männer da­gegen auftreten und all ihren Scharfsinn in diesem Streite aufbieten und entwickeln — sie müssen dennoch, wenn sie sich nicht bis zum verderblichsten Eigensinn verstocken, notgedrungen zu dem Eingeständnis kommen: es sind in der Schrift hand­greifliche Zeichen zu sehen, daß da Gott redet, und daraus ist deutlich, daß ihre Lehre vom Himmel ist. Wir werden auch bald sehen, daß alle Bücher der Heiligen Schrift bei weitem höher stehen als alle anderen Bücher. Ja, wenn wir reine Augen und lautere Sinne mitbringen, so wird uns Gottes Majestät alsbald entgegentreten, sie wird uns allen verwegenen Widerstand unmöglich machen und uns Gehorsam abnötigen.

Dennoch ist es Torheit, wenn man meint, der Schrift auf dem Wege des Disputierens ihre Glaubwürdigkeit sichern zu können. Wenn ich auch für meine Person nicht über eine besondere Gewandtheit und Beredsamkeit verfüge, so würde ich mich wohl anheischig machen, selbst im Kampfe mit den verschlagensten Gottes­verächtern, die all ihren Fleiß und Witz aufböten, um das Ansehen der Schrift wankend zu machen, ihr widerspenstiges Geschrei unschwer zum Schweigen zu bringen. Und wenn es der Mühe verlohnte, ihre Witzeleien zu widerlegen, so würde ich ohne große Anstrengung ihr Geprahle, das sie in ihren Winkeln treiben, zunichte­machen. Aber wenn einer auch das heilige Wort Gottes gegen die Schmähungen der Menschen verteidigt, so wird er dadurch keineswegs bereits die Gewißheit in den Herzen einpflanzen, welche die Frömmigkeit erfordert. Weil die gottlosen Menschen meinen, die Religion bestehe auf Menschengedanken, so wünschen und verlangen sie, um den Schein törichter Leichtgläubigkeit zu meiden, vernünftige Beweise dafür, daß Mose und die Propheten in Gottes Auftrag geredet haben. Ich aber entgegne: das Zeugnis des Heiligen Geistes ist besser als alle Beweise. Denn wie Gott selbst in seinem Wort der einzige vollgültige Zeuge von sich selber ist, so wird auch dies Wort nicht eher im Menschenherzen Glauben finden, als bis es vom inneren Zeugnis des Heiligen Geistes versiegelt worden ist. Denn derselbe Geist, der durch den Mund der Propheten gesprochen hat, der muß in unser Herz dringen, um uns die Gewißheit zu schenken, daß sie treulich verkündet haben, was ihnen von Gott aufgetragen war. Diese wechselseitige Verbindung drückt Jesaja sehr gut folgendermaßen aus: „Mein Geist, der in dir ist, und die Worte, die ich dir in deinen Mund gelegt habe, sollen von deinem Munde nicht weichen, noch von dem Munde deines Samens…. von nun an bis in Ewigkeit“ (Jes. 59,21; Calvin übersetzt etwas anders). Es bekümmert auch manche Fromme, daß keine klare Beweisführung zur Hand ist, wenn die Gott­losen ungestraft gegen Gottes Wort murren. Aber eben deshalb wird doch der Geist Siegel und Unterpfand zur Befestigung des Glaubens genannt, weil das Herz von allerlei Zweifel umgetrieben wird, solange er es nicht erleuchtet hat!

Themen: ,

This entry was posted on Samstag, Oktober 17th, 2009 at 16:09 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 07, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

Leave a reply

Name (*)
Mail (will not be published) (*)
URI
Comment