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Zusammenfassung:

  1. wahrer Glaube und wahre Gotteserkenntnis gibt es in dieser Welt nicht
    1. einige widerstreben absichtlich gegen Gott
    2. andere haben sich im Aberglauben verstrickt
  2. warum der Aberglaube nicht entschuldbar ist
    1. es handelt sich um Stolz und Sturheit
    2. es bedeutet, dass man Gott mit seinen eigenen dummen Massstäben misst und dass man nur darum spekuliert, wie Gottes Wesen ist oder wie man ihn verehren sollte
    3. zusammenfassend kann man sagen, dass es das Resultat ist von
      1. nutzloser Neugierde
      2. unangebrachter Wissensdrang
      3. falsches Vertrauen, ist ist daher unentschuldbar

Text:

Die Erfahrung bezeugt, daß Gott in alle Herzen den Keim der Religion hinein­gelegt hat. Aber es ist doch unter hundert kaum einer, der da hegt und pflegt, was er empfangen hat, nicht ein einziger, in dem es zur Reife käme, geschweige denn Frucht brächte zu seiner Zeit. Die einen verlieren sich im Aberglauben, die anderen werden mit Absicht und bösem Vorsatz von Gott abtrünnig — aber alle weichen sie von der wahren Gotteserkenntnis ab. Auf diese Weise bleibt keinerlei wahre Fröm­migkeit in der Welt bestehen. Wenn ich davon sprach, daß einige aus Irrtum in Aberglauben versinken, so ist meine Auffassung nicht etwa, ihre Torheit spräche sie von ihrem Vergehen frei. Denn mit ihrer Blindheit geht fast immer stolze Eitelkeit und Trotz zusammen. Solche Eitelkeit und Hoffart zeigt sich darin, daß die elenden Menschen, wenn sie Gott suchen, nicht über sich hinaus denken, wie es sein müßte, sondern ihn nach dem Maße ihres fleischlichen Wahnwitzes messen, alle gründliche Nachforschung unterlassen und in eitles Gedankenspiel sich verlaufen. So ergreifen sie ihn nicht, wie er sich offenbart, sondern bilden sich ihn ein, wie sie ihn in ihrer Vermessenheit ersonnen haben. Ist aber dieser Abgrund erst aufgerissen, so müssen sie, wohin sie auch den Fuß setzen, immer neu ins Verderben stürzen. Wie sehr sie sich auch dann um Gottesdienst und Gehorsam mühen — sie vermögen Gott nichts Rechtes darzubringen; denn sie dienen ja gar nicht Gott selbst, sondern an seiner Statt dem Gebild und Traum ihres Herzens! Diese Verkehrtheit rügt Paulus klar und deutlich, wenn er sagt: „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren ge­worden“ (Röm. 1,22). Vorher spricht er davon, wie sie „eitel geworden sind in ihrem Denken“; aber damit keiner sie etwa für unschuldig erkläre, fügt er hinzu, sie würden mit Recht verfinstert, weil sie sich ja nicht in den Schranken der Nüchtern­heit hielten und in unrechter Anmaßung selbst die Finsternis herbeigeholt und sich gar in wahnsinnigem und verkehrtem Übermut mutwillig verblendet haben. Daraus ergibt sich, daß ihre Torheit unentschuldbar ist; denn sie entstammt nicht nur eitler Neugierde, sondern der bösen Lust, mehr zu wissen, als dem Menschen verstattet ist, und dem falschen Selbstvertrauen.

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This entry was posted on Freitag, September 11th, 2009 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 04, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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