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Zusammenfassung

  1. die Juden irren sich, wenn sie in der Person des „Engels des Herrn“ nicht Jehovah wiedererkennen
  2. Servet behauptet respektlos, dass Gott sich nie Abraham oder irgendeinen Patriarchen geoffenbart hat, aber dass sie stattdessen den Engel verehrten. Von solchen oder ähnlichen Abschnitten kann man jedoch folgern, wie es die Kirchenväter taten, dass es sich bei dem „Engel des Herrn“ um Christus handelt
  3. daher kann man beweisen, dass Christus der gleiche Gott ist, die die Juden schon immer verehrt haben

Text

Wenn die Juden sich mit alledem noch nicht zufrieden geben, so weiß ich nicht, welche Ausflucht sie dagegen vorbringen wollen, daß der „Herr“ („Jehovah“) so oft in der Gestalt eines Engels erscheint. So ist nach der Schrift den heiligen Vätern ein Engel erschienen, und dieser legt sich den Namen des ewigen Gottes bei! (Richter 6 und 7). Wenn dagegen jemand einwenden will, das geschehe um der Person dessen willen, den er vertritt, so löst sich der Knoten noch keineswegs. Denn kein Diener hätte Gott die Ehre geraubt und zugegeben, daß ihm Opfer dargebracht würden! Der Engel dagegen weigert sich, Brot zu essen, und befiehlt, dem „Herrn“ zu opfern (Richter 13,16). Darauf aber beweist er, daß er selbst der „Herr“ ist. Deshalb erkennen Manoah und sein Weib an diesem Zeichen, daß sie Gott gesehen haben. Da­her das Wort: „Wir müssen sterben, denn wir haben Gott gesehen.“ Wenn nun aber die Frau antwortet: „Wenn der Herr Lust hätte, uns zu töten, so hätte er das Brandopfer und Speiseopfer nicht angenommen von unseren Händen“ — so bekennt sie damit den als Gott, der zuvor „Engel“ genannt wurde! (Richter 13,22f.). Dazu nimmt nun auch die Antwort des Engels allen Zweifel: „Was fragst du mich nach meinem Namen, der doch wunderbar ist?“ (V. 18).

Um so abscheulicher ist die Gottlosigkeit des Servet, der da behauptet, Gott habe sich dem Abraham und den anderen Erzvätern nie geoffenbart, sondern statt seiner habe man einen Engel angebetet. Indessen haben die rechtgläubigen Lehrer der Kirche mit Recht und Weisheit in jenem Engelfürsten das Wort Gottes erkannt, das schon dazumal wie in einer Art Vorspiel sein Mittleramt begann. Denn obwohl das Wort noch nicht Fleisch geworden war, so kam es doch gleichsam als Mittler hernieder, um sich den Gläubigen desto vertrauter zu nahen. Solche freundliche Gemeinschaft mit den Menschen hat ihm den Namen „Engel“ gegeben: aber trotzdem hat das Wort unterdessen behalten, was sein war, nämlich daß es Gott sei, von unaussprechlicher Herrlichkeit! Das will auch Hosea ausdrücken: nachdem er den Kampf Jakobs mit dem Engel erwähnt hat, sagt er: „Herr (Jehovah), Gott der Heerscharen, Herr ist sein Name“ (Hos. 12,6). Servet faselt nun dagegen, Gott habe die Gestalt eines Engels angenommen. Als ob der Prophet nicht einfach bestätigte, was schon Mose berichtete: „Was fragst du mich nach meinem Namen?“ Und das Bekenntnis des hei­ligen Erzvaters (Jakob) macht ganz klar, daß es sich nicht um einen geschaffenen Engel gehandelt hat, sondern um den, der die Fülle der Gottheit in sich trug; spricht er doch: „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen“ (Gen. 32,30.31). So sagt ja auch Paulus, Christus sei des Volkes Führer in der Wüste gewesen (1. Kor. 10,4). Denn obwohl die Zeit der Erniedrigung noch nicht da war, stellte das ewige Wort doch ein Vorbild des Amtes auf, das es erfüllen sollte. Auch wenn man, freilich ohne Streitsucht, das zweite Kapitel bei Sacharja erwägt, so bemerkt man, daß der Engel, der einen zweiten Engel sendet, gleich darauf als Gott der Heer­scharen bezeichnet und ihm alle Macht zugeschrieben wird. Ich lasse unzählige wei­tere Zeugnisse aus, auf denen unser Glaube sicher ruhen kann, obwohl die Juden sie wenig beachten. Heißt es bei Jesaja: „Siehe, das ist unser Gott …, das ist der Herr, auf den wir harren, daß wir uns freuen und fröhlich seien in seinem Heil“ (Jes. 25,9), so ist allen, die Augen haben, deutlich, daß hier Gott vor uns hingestellt wird, der sich abermals aufmacht, seinem Volke zu helfen. Und die kräftigen Hin­weise, die da doppelt gesetzt sind, lassen keine andere Deutung als die auf Christus zu. Noch deutlicher und zuverlässiger ist die Stelle bei Maleachi, der verheißt, daß der Herrscher, der damals noch erwartet wurde, in seinen Tempel kommen werde (Mal. 3,1). Nun war aber der Tempel, den doch der Prophet Christus einräumt, einzig dem höchsten Gott geweiht! Daraus folgt also, daß er derselbe Gott ist, der stets von den Juden angebetet worden war!

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This entry was posted on Freitag, Dezember 4th, 2009 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 13, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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