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Zusammenfassung

  1. heutzutage, wie in der Vergangenheit schürt Satan Auseinandersetzungen über das Wesen des Sohnes und des Heiligen Geistes und über die Unterscheidung der drei Personen: unsere ursprüngliche Absicht war, die zu denen zu sprechen, die mehr über Gott wissen wollen. Jetzt müssen aber die Verdreher der rechten Lehre behandelt werden
  2. eine solche Diskussion erfordert Besonnenheit, da wir an die Grenzen des menschlich Begreifbaren stossen, wenn wir die Lehre über Gott behandeln
  3. diese Aufgabe erfordert jedoch nicht ungeziemte Neugier, sondern das Festhalten an dem, was die Bibel uns lehrt

Text

Nun hat der Teufel, um unseren Glauben mit der Wurzel auszurotten, zu allen Zeiten einerseits über das göttliche Wesen des Sohnes und des Geistes, anderseits über die Unterscheidung der Personen gewaltige Streitigkeiten erregt. Und wie er fast in allen Jahrhunderten gottlose Menschen aufgebracht hat, um durch sie die rechtgläubigen Lehrer an diesem Punkte zu plagen, so versucht er auch heute aus al­ten Funken ein neues Feuer anzuzünden. Deshalb aber ist es hier der Mühe wert, dem verdrehten Wahn von einigen dieser Leute entgegenzutreten. In der bisherigen Darstellung war hauptsächlich die Absicht, gelehrige Menschen mit der Hand zu lei­ten, aber nicht, mit halsstarrigen und zanksüchtigen zu streiten. Jetzt aber muß die Wahrheit, die in Ruhe dargestellt wurde, gegen alles Schmähen der Gottlosen verteidigt werden. Freilich ist es mir doch am wichtigsten, daß die, welche dem Worte Gottes gern ihr Ohr öffnen, einen Grund haben, auf dem sie stehen können. Wenn es irgendwo angesichts der verborgenen Geheimnisse der Schrift der Besonnenheit und Mäßigung beim Nachsinnen bedarf, so gilt das hier in ganz besonderem Maße. Es gehört auch viel Vorsicht dazu, daß nicht der Gedanke oder die Sprache weiter geht, als Gottes Wort uns verstattet. Wie sollte auch der Menschengeist Gottes un­ermeßliches Wesen nach seinem Maße messen wollen, wo er noch nicht einmal sicher feststellen kann, was denn die Sonne für ein Körper sei — die er doch alle Tage mit Augen sieht! Oder wie soll er selbständig dazu kommen, Gottes Grundwesen zu er­forschen, wo er doch sein eigenes nicht im mindesten kennt? Deshalb wollen wir die Erkenntnis Gottes ihm selber überlassen. Denn er ist doch nach dem Worte des Hilarius allein ein vollgültiger Zeuge für sich selbst, und man kann ihn nur durch ihn selbst erkennen. Wir verfahren aber dann nach dieser Einsicht, wenn wir ihn so be­trachten, wie er sich uns geoffenbart hat, und über ihn an keiner anderen Stelle eine Kunde suchen als in seinem Wort. So bestehen über diesen Gegenstand fünf Predig­ten des Chrysostomus gegen die Anhomöer; aber auch diese vermochten die Vermessenheit der Klüglinge (Sophisten) nicht zu bändigen und ihrer Schwatzhaftigkeit keinen Zaum anzulegen. Denn sie haben sich hier nicht bescheidener betragen, als sie sonst zu tun pflegen. Wir aber sollen aus den heillosen Folgen solcher Vermessenheit lernen, in dieser Sache mehr Lernbegier als Scharfsinn zu entwickeln und uns vor allem nicht in den Sinn kommen zu lassen, Gott irgendwo anders zu suchen als nur in seinem heiligen Wort, oder über ihn etwas zu denken als allein unter Leitung seines Wortes, oder etwas zu reden als allein das, was aus seinem Worte kommt. Die Unterscheidung zwischen Vater, Sohn und Geist innerhalb der einen Gottheit, die ja sehr schwer zu erkennen ist, hat einigen Geistern mehr Mühe und Beschwerde ge­macht, als nützlich war; deshalb wollen wir uns daran erinnern, daß der Menschen­geist in einen Irrgarten hineinrennt, wenn er sich seiner eigenen Neugier überläßt, und uns von den himmlischen Offenbarungsworten leiten lassen, da wir die Tiefe des Geheimnisses nicht begreifen können.

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This entry was posted on Dienstag, Dezember 15th, 2009 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 13, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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