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Zusammenfassung:

  1. biblische Beispiele von der schmerzlichen Erkenntnis des Menschen von seiner niedrigen Stand, wenn er vor Gottes Majestät steht: Hiob, Abraham, Elija, und andere
  2. vorgeschlagene Reihenfolge der Erkenntnis
    1. Zuerst die Gotteserkenntnis
    2. Dann die Selbsterkenntnis

Text:

Daher kommt es, daß nach vielfach wiederholten Berichten der Schrift die Heiligen von Furcht und Entsetzen durchrüttelt und zu Boden geworfen wurden, sooft ihnen Gottes Gegenwart widerfuhr. Menschen, die zuvor, ohne seine Gegenwart, sicher und stark dastanden – jetzt, da er seine Majestät offenbart, sehen wir sie derart in Schrecken und Entsetzen gejagt, daß sie geradezu in Todesangst niederfallen, ja vor Schrecken vergehen und fast zunichte werden! Daran merken wir, daß den Menschen erst dann die Erkenntnis seiner Niedrigkeit recht ergreift, wenn er sich an Gottes Majestät gemessen hat. Beispiele solcher Erschütterung haben wir im Richterbuche wie auch bei den Propheten. Es ging soweit, daß im Volke Gottes die Redewendung in Gebrauch kam: „Wir müssen sterben; denn wir haben den Herrn gesehen“ (Ri. 13,22; Jes. 6,5; Ez. 1,28; u.a.). Und wenn das Buch Hiob (z. B. Kap. 38ff.) den Menschen durch das Bewußtsein seiner Torheit, Ohnmacht und Beflecktheit zu Boden werfen will, so dienen ihm stets die Beschreibungen von Gottes Weisheit, Kraft und Reinheit zum Beweise. Das ist berechtigt: wir sehen, wie auch Abraham, nachdem er einmal von nahem des Herrn Herrlichkeit erschaut hat, um so besser erkennt, daß er „Erde und Asche“ ist (Gen. 18,27). Elia vermag Sein Nahen nicht mit unverdecktem Antlitz zu ertragen (1. Kön. 19,13). Solcher Schrecken liegt in seinem Anblick! Was soll auch der Mensch tun, der doch Staub ist und ein Wurm, wenn selbst die Cherubim in heiliger Scheu ihr Angesicht verhüllen müssen! (Jes. 6,2). Eben dies spricht Jesaja aus: „Der Mond wird sich schämen und die Sonne mit Schanden bestehen, wenn der Herr der Heerscharen König sein wird“ (Jes. 24,23). Das heißt: wenn er seine Herrlichkeit in voller Nähe offenbaren wird, dann versinkt auch das sonst Leuchtendste in Finsternis.

Gewiß: Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis sind fest miteinander verknüpft. Aber die rechte Ordnung in der Lehre verlangt, daß wir zunächst die Gotteserkenntnis und dann die Selbsterkenntnis behandeln.

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This entry was posted on Sonntag, August 30th, 2009 at 14:06 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 01, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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