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Zusammenfassung

  1. Gentile, Fazy und andere mieden Servetus Gottlosigkeit durch ein oberflächliches Bekennen der drei Personen, doch sie schränken später ihre Aussage ein
  2. Zusammenfassung ihrer Lehre
    1. Gott Vater ist wahrhaftig und wirklich der alleinige Gott und essentiator
    2. seine eigene Gottheit strömte in den Sohn und den Geist als er sie formte
    3. daher gibt es einen Unterschied in der Wesensart zwischen dem Vater, auf der einen Seite, und dem Sohn und dem Geist auf der anderen.
  3. Widerlegung: es muss ein Merkmal geben, dass den Vater vom Sohn unterscheidet. Jene welche dieses Merkmal in seinem Wesen suchen, vermindern eindeutig Christi wahre Gottheit hin zum Nichts.

Text

Aus diesem Sumpf ist dann ein anderes, ähnliches Ungeheuer heraufgestiegen. Denn einige Bösewichter, die der Verachtung und Schande des Servetschen Wahns entgehen wollten, haben zwar bekannt, es seien drei Personen, aber dann als Begründung hinzugefügt: weil der Vater, der allein wirklich und eigentlich Gott ist, den Sohn und den Geist schuf und dadurch seine Gottheit auf sie überströmen ließ! Sie haben sogar nicht einmal die schauderhafte Redensart vermieden, den Vater dar­in vom Sohn und vom Geist unterschieden zu sehen, daß er eben der Seinsurheber (essentiator) sei. Sie suchen ihrer Sache dadurch ein Ansehen zu verschaffen, daß sie sagen, Christus werde doch durchweg Sohn Gottes genannt, und daraus schließen sie, im eigentlichen Sinne sei nur der Vater Gott! Dabei sehen sie an den Tatsachen gänzlich vorbei. Denn der Name Gott, der dem Vater und dem Sohne gemein­sam zukommt, wird doch nur darum gelegentlich dem Vater in besonderer Weise beigelegt, weil er Quelle und Anfang der Gottheit ist, und zwar, damit die unteilbare Einheit des Wesens hervortrete! Auch sagen sie, wenn Christus wirklich Gottes Sohn sei, so sei es doch widersinnig, ihn für den Sohn einer „Person“ (nämlich: des Vaters!) zu halten! Ich antworte: es ist beides wahr. Denn er ist Gottes Sohn, weil er vom Vater als das Wort von Ewigkeit her gezeugt ist — ich rede nämlich hier noch nicht von ihm als dem Mittler. Es muß aber um des Verständnisses willen auch auf die Person geachtet werden: der Name „Gott“ (in der Aussage „Gottes Sohn“) wird also hier nicht allgemein gebraucht, sondern statt „Vater“. Denn wenn wir keinen anderen als Gott anerkennen wollten als den Vater, so würde der Sohn dieser Würde offenkundig beraubt! Wo deshalb die Gottheit erwähnt wird, da ist eine Gegenüberstellung zwischen Sohn und Vater nicht im mindesten angebracht, etwa in dem Sinne, als ob dem Vater allein der Name „wahrer Gott“ zukäme. Denn gewiß war der Gott, der dem Jesaja erschien, der wahre und einige Gott, (Jes. 6,1), und doch behauptet Johannes, das sei Christus gewesen (Joh. 12,41). Und der durch den Mund des Jesaja verhieß, er werde den Juden ein Stein des Anstoßes sein (Jes. 8,14), der war der einige Gott — und Paulus ver­kündet doch, daß es Christus war! (Röm. 9,33). Wenn er durch Jesaja ausruft: „Ich lebe! Und mir sollen sich alle Knie beugen …“ (Jesaja 45,23), so ist er der einige Gott, und doch wendet Paulus die Stelle auf Christus (Röm. 14,11). Dazu kommen noch die Zeugnisse, die ein anderer Apostel anführt (Hebr. 1,10): „Du, Gott, hast Himmel und Erde gegründet“ (Ps. 102,26) und „Es sollen ihn anbeten alle Engel Gottes“ (Ps. 97,7). Die beziehen sich beide auf den einigen Gott allein, und doch behauptet der Apostel, daß es eigentliche Lobpreisungen Christi sind. Die Aus­flucht, es werde das, was Gott eigen ist, auf Christus übertragen, weil er ja der Widerschein seiner Herrlichkeit sei, kann dagegen nichts machen. Denn da überall der Name „der Herr“ steht, so folgt, daß er hinsichtlich seiner Gottheit aus sich selber ist. Wenn er „der Herr“ ist, so kann eben nicht geleugnet werden, daß er der­selbe Gott ist, der durch Jesaja an anderer Stelle ausruft: „Ich bin es, ich, und ist kein Gott außer mir!“ (Jes. 44,6). Zu beachten ist auch der Ausspruch des Jeremia: „Die Götter, die nicht Himmel und Erde gemacht haben, die sollen von der Erde verschwinden, die unter dem Himmel ist“ (Jer. 10,11). Andererseits wird man doch zugeben müssen, daß der, dessen Gottheit bei Jesaja mehrmals aus der Welt­schöpfung bewiesen wird, Gottes Sohn sei. Wie sollte auch der Schöpfer, der allem das Sein gibt, nicht selbst aus sich selber sein, sondern sein Wesen von anderswo­her leihen müssen? Denn wer behauptet, der Sohn habe vom Vater das Wesen emp­fangen, der leugnet, daß er aus sich selbst sei. Eben dies aber beansprucht der Heilige Geist für ihn, indem er ihn „den Herrn“ nennt. Denn wenn wir annähmen, alles göttliche Wesen sei im Vater allein, so müßten wir dies entweder für teilbar halten oder aber dem Sohn absprechen, der dann, seines Wesens beraubt, nur noch dem Namen nach Gott wäre. Das Wesen Gottes kommt nach der Meinung jener Schwätzer nur dem Vater zu, sofern er allein Wesen hat und dem Sohn das Wesen gibt. So wäre die Gottheit des Sohnes also etwas von Gott Abgeleitetes oder die Abtrennung eines Teils vom Ganzen. Nun müssen sie aber aus ihrem Grundsatz zu­geben, daß der Geist einzig des Vaters Geist ist; denn wenn er eine Ableitung aus dem eigentlichen Wesen ist, das ja nur dem Vater eigen ist, so kann er nicht mit Recht für den Geist des Sohnes gehalten werden. Dies aber weist Paulus an je­ner Stelle zurück, wo er ihn als des Vaters Geist und zugleich als Christi Geist bezeich­net (Röm. 8,9). Nimmt man nun die Person des Vaters solchermaßen aus der Drei­einigkeit heraus, so muß er sich doch wohl vom Sohne und vom Geiste scharf un­terscheiden; und worin sollte der Unterschied dann schließlich anders geschehen als darin, daß er allein wahrer Gott wäre? Man gibt zu, Christus sei Gott, und be­hauptet doch, er unterschiede sich (hinsichtlich seiner Gottheit) vom Vater. Auf der anderen Seite muß es aber auch ein Merkmal zur Unterscheidung geben, so daß der Vater nicht der Sohn ist. Wer diese im Wesen selbst sucht, der macht offen­kundig Christi wahre Gottheit zunichte. Denn ohne das Wesen, und zwar das ganze Wesen, kann sie ja nicht bestehen. Der Vater würde sich doch gar nicht vom Sohne unterscheiden, wenn er nicht etwas Eigenes hätte, an dem der Sohn keinen Anteil hat. Wie soll man nun unterscheiden? Liegt die Unterscheidung im Wesen, so soll man antworten, ob er das Wesen denn nicht dem Sohne mitgeteilt habe. Dies aber konnte nicht teilweise geschehen, weil es Frevel wäre, sich einen halbier­ten Gott vorzustellen. Auf solche Weise hätte man Gottes Wesen gemein zerrissen. Es bleibt daher nur, daß das Wesen ganz und unzerstörbar dem Vater und dem Sohne gemeinsam war. Dann aber gibt es, was das Wesen betrifft, zwischen Va­ter und Sohn keinen Unterschied. Wendet man dagegen ein, der Vater bliebe, in­dem er dem Sohn das Wesen gebe, doch der einige Gott, der das Wesen hat, so macht man Christus zu einem bloß scheinbaren Gott, der es dem Namen nach ist, aber nicht in Wirklichkeit: denn nichts ist Gott so eigen wie das Sein, wie geschrie­ben steht: „Der Seiende sandte mich zu euch“ (Ex. 3,14).

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This entry was posted on Donnerstag, Dezember 17th, 2009 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 13, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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