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Zusammenfassung

  1. Der Zweck ist zweifältig:
    1. um uns zu ermuntern, Gott zu loben
    2. um uns Mut zu geben, an die Hoffnung auf ewiges Leben zu hoffen
  2. wir stellen fest, dass in diesem Leben Gott seine Güte und Härte nur teilweise offenbart, daher können wir gewiss sein, dass Ungerechtigkeit seine rechte Strafe und Gerechtigkeit seinen rechtmässigen Lohn im anderen Leben haben wird
  3. Gottes Werke gibt uns ein Abbild seiner Vollkommenheit

Text

Ein solches Wissen um Gott muß uns zur Verehrung Gottes reizen und zugleich auch die Hoffnung auf ein ewiges Leben in uns erwecken und aufrichten. Kann es uns doch nicht entgehen, daß die Zeichen, die uns der Herr von seiner Gnade wie von sei­ner Strenge gibt, nur Beginn und Anfang sind. Sie sind eben ohne Zweifel bloß als Vorspiel zu größeren zu betrachten, deren Offenbarung und volle Enthüllung auf ein anderes Leben verschoben ist. Wir sehen ja auch auf der anderen Seite, wie die Frommen von den Gottlosen gedrückt, gekränkt, verlästert und mit Schande und Schmach überschüttet werden, während die Übeltäter blühen und gedeihen, Ruhe und Ehre genießen, ungestraft! Es muß also ein anderes Leben geben, in welchem das Un­recht Vergeltung und die Gerechtigkeit ihren Lohn findet. Wenn wir dazu noch be­achten, wie oftmals die Gerechten mit des Herrn Ruten geschlagen werden, so ist mit Gewißheit zu folgern, daß noch viel weniger die Gottlosen einst seiner Geißel ent­gehen werden. Augustin macht die feine Bemerkung: „Wenn jetzt jede Sünde mit offenbarer Strafe geahndet würde, so sollte man meinen, es bliebe dem letzten Ge­richt nichts mehr übrig. Wenn Gott jetzt anderseits keine Sünde öffentlich be­strafte, so könnte man glauben, es gäbe keine göttliche Vorsehung“ (Vom Gottesstaat, I,8). Wir müssen also gestehen, daß in allen Werken Gottes, zumal wenn man sie in ihrer Gesamtheit faßt, wie in einem Gemälde Gottes Kraft und Güte abgebildet ist. Dadurch sollen wir alle zu seiner Erkenntnis und von da aus wiederum zu wahrem und völligem Glück eingeladen und gereizt werden. So leuch­tend sie nun aber auch vor uns stehen — wir werden erst dann verstehen, wozu sie letztlich bestimmt sind, wie groß ihre Kraft ist und wozu wir sie betrachten sollen, wenn wir in uns selbst gehen und zusehen, auf wievielerlei Weise der Herr in uns sein Leben, seine Weisheit, seine Kraft zur Geltung bringt, wie er an uns seine Gerechtigkeit, Güte und Barmherzigkeit erweist. Gewiß beklagt David mit Recht, daß die Ungläubigen töricht handeln, weil sie die unerforschlichen Ratschlüsse Gottes in der Regierung des Menschengeschlechts nicht beachten (Ps. 92,7). Aber es bleibt doch auch erst recht wahr, wenn er an anderer Stelle sagt, Gottes wundersame Weis­heit in diesem Stück sei unzählbarer als die Haare auf unserem Haupte (vgl. Ps. 40,13). Aber über dieses Stück muß entsprechend der Ordnung noch später ausführlicher gesprochen werden. Ich will es daher hier verlassen (vgl. Kap. 16,6-9).

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This entry was posted on Sonntag, Oktober 4th, 2009 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 05, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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