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Zusammenfassung

  1. Erklärung des zweiten Teil der „Regel“ (siehe vorherige Sektion): Gottes grosse Wohltaten für uns sollten uns anleiten, ihn im Gebet zu suchen, ihn zu preisen und zu lieben.
  2. anders auf seine Grosszügigkeit zu reagieren ist schiere Undankbarkeit
  3. Vertrauen, auf die künftigen Gaben Gottes; erkenne jede Wohltat an dir als ein Segen von ihm; erforsche, liebe und diene ihm von ganzem Herzen.

Text

Nun bleibt noch das zweite Erfordernis, das dem Wesen des Glaubens noch näher steht. Wenn wir nämlich sehen, wie Gott alles uns zugut, uns zum Heil ge­ordnet hat, und wenn wir seine Macht und Gnade empfinden, die er an uns selber und an so vielen Gaben erzeigt, die er uns geschenkt hat, dann sollen wir uns eben dazu bringen lassen, ihm zu vertrauen, ihn anzurufen, ihn zu loben und zu lieben! Denn daß er alles um des Menschen willen geschaffen hat, das hat der Herr in der Reihenfolge seines Schaffens selbst gezeigt, wie ich oben bemerkte. Denn er hat nicht ohne Grund die Erschaffung der Welt auf sechs Tage verteilt; wäre es ihm doch ebenso leicht gewesen, das ganze Werk in einem Augenblick in aller Vollkommen­heit hinzustellen, wie in solchem allmählichen Fortschreiten zur Vollendung zu kom­men. Aber er wollte uns dadurch seine Vorsehung und väterliche Sorge erweisen, daß er, bevor er den Menschen schuf, alles bereitete, was ihm nach seiner Voraussicht nützlich und heilsam sein konnte. Was wäre das für eine Undankbarkeit, wenn wir an der Fürsorge dieses unendlich gütigen Vaters zweifeln wollten, der sich doch schon um uns gemüht hat, ehe denn wir geboren wurden! Was für eine Gottlosigkeit wäre es, wenn wir je mißtrauisch zittern wollten, es könnte uns etwa einmal in der Not seine Güte verlassen, die doch, wie wir bemerken, schon vor unserem Dasein sich im Überfluß aller Güter wirksam erwies! Dazu hören wir bei Mose, daß er uns in sei­ner Freigebigkeit auch alles Untertan gemacht hat, was in der Welt ist (Gen. 1,28; 9,2). Und das hat er gewiß nicht getan, um uns mit dem bloßen Schein einer Schen­kung zu täuschen. Es wird uns demnach nichts je abgehen, dessen wir zu unserem Heil bedürfen. Zum Schluß noch dies: sooft wir Gott den Schöpfer Himmels und der Erde nennen, soll uns auch zugleich das in den Sinn kommen, daß die Verwaltung alles dessen, was er gemacht hat, in seiner Hand und Macht liegt — daß aber wir seine Kinder sind, die er in seine Treue und Obhut genommen hat, um sie zu er­halten und aufzuziehen! Deshalb sollen wir die Fülle aller Güter von ihm allein er­warten und ihm gewißlich zutrauen, daß er uns nie an dem wird Mangel leiden lassen, was wir zum Heile brauchen — und so soll unsere Hoffnung an nichts ande­rem hängen als an ihm! Deshalb sollen wir aber auch, wenn wir irgend etwas wün­schen, unsere Blicke auf ihn allein richten, alles Gute, das uns zuteil wird, als seine Wohltat erkennen und ihm dafür Dank sagen! Und wir sollen aus allen diesen Grün­den, gezogen durch soviel liebliche Güte und Freundlichkeit, ihn von ganzem Herzen zu lieben und zu ehren uns befleißigen.

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This entry was posted on Donnerstag, Januar 14th, 2010 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 14, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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