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Zusammenfassung

  1. die göttliche Vorsehung befreit uns von Furcht und Angst und gibt uns Trost und Zuversicht
  2. die Vorsehung lehrt uns, dass selbst der Teufel und seine Engel sich Gottes Macht nicht entziehen können (Beispiele in der Bibel)
  3. Unwissenheit der Vorsehung ist der Gipfel des Elendes; die Kenntnis der Vorsehung ist die höchste Seligkeit

Text

Aber sobald das Licht der göttlichen Vorsehung einem frommen Menschen auf­geht, wird er nicht nur von jener furchtbarsten Not und Furcht, die ihn zuvor drückte, sondern von aller Sorge befreit und erlöst. Denn wie er mit Recht vor dem „Zufall“ Schauder empfindet, so wagt er sich nun Gott in Gewissheit anzuver­trauen. Das ist eben, sage ich, der Trost, daß er erkennt: der himmlische Vater hält mit seiner Macht alles zusammen, regiert alles mit seinem Befehl und Wink, ordnet alles mit seiner Weisheit, so daß nichts vorfällt ohne seine Bestimmung. Das ist der Trost, daß der Glaubende, seinem Schutz übergeben, der Fürsorge der Engel an­vertraut, nun weiß: kein Schaden von Wasser, Feuer oder Schwert kann ihn an­tasten, als nur soweit es Gott, der im Regimente sitzt, gefallen hat, ihnen Raum zu geben. So singt doch der Psalm: „Er errettet dich vom Strick des Jägers und von der schädlichen Pestilenz. Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und deine Zu­versicht wird sein unter seinen Flügeln; seine Wahrheit ist Schirm und Schild, daß du nicht erschrecken mögest vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Ta­ges fliegen, vor der Pestilenz, die im Finsteren schleicht, vor der Seuche, die am Mittag verderbt“ (Ps. 91,3ff.). Daher haben die Heiligen solche frohlockende Zu­versicht: „Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht, was können mir Men­schen tun? Der Herr ist mein Helfer, warum sollte ich zittern? Wenn sich schon ein Heer wider mich legt, wenn ich auch mitten im Schatten des Todes wandle, so will ich doch nicht aufhören, zu hoffen“ (Ps. 118,6; 27,3; 56,5 u.a. St.). Woher haben sie, frage ich, diese unerschütterliche Gewissheit? Daher, daß sie, wo doch dem An­schein nach die Welt vom Zufall bewegt wird, doch wissen, daß der Herr überall am Werk ist, und zuversichtlich glauben, sein Werk werde ihnen heilsam sein! Wird ihr Heil vom Teufel oder von verruchten Menschen bedroht, so mußten sie sogleich zusammensinken, wenn nicht die Erinnerung und der Gedanke an die Vorsehung sie aufrechterhielte. Aber gewaltigen Trost empfangen sie, wenn sie daran denken: der Teufel mit der ganzen Rotte der Gottlosen wird ja von allen Seiten von Gottes Hand wie am Zügel gehalten; er kann deshalb gegen uns gar keine Übeltat beschlie­ßen, noch das Geplante ins Werk setzen, noch mit äußerster Anstrengung auch nur einen Finger rühren, um es durchzuführen, sofern Gott es nicht erlaubt, ja soweit er es ihm nicht aufgetragen hat; er liegt ja in seinen Banden gefesselt, wird mit dem Zaum gezwungen, ihm Gehorsam zu leisten! Denn wie es bei dem Herrn steht, der Wut der Feinde Waffen zu geben, sie zu wenden und zu lenken, wohin er will, so setzt er auch Maß und Ziel, damit sie nicht nach ihrer Lust ungebändigt losbrechen! Auf dieser Gewissheit beruht es, wenn Paulus von einer Reise an der einen Stelle sagt, sie sei vom Satan verhindert worden, und an der anderen, sie sei von Gottes Zulassung abhängig (1. Thess. 2,18; 1. Kor. 16,7). Hätte er bloß geschrie­ben, das Hindernis sei vom Satan gewesen, so hätte er scheinbar dem Satan zuviel Macht beigemessen, als ob es gar in dessen Hand stünde, Gottes Pläne zunichte zu machen; nun aber stellt er fest, daß Gott der Herrscher ist, von dessen Zulassung alle Wege abhängen, und zeigt damit: der Satan kann nur auf seinen Wink etwas erreichen, was er auch ins Werk setzen mag! Ebenso denkt David, wenn er sich an­gesichts der vielerlei Wechselfälle, von denen das Menschenleben immerzu gewendet und wie ein Rad gedreht wird, sich auf diese Zuflucht zurückzieht: „Meine Zeiten stehn in deinen Händen“ (Ps. 31,16). Er konnte gewiss auch „Lebenslauf“ sagen oder „Zeit“ in der Einzahl setzen; aber mit dem Ausdruck „Zeiten“ wollte er zeigen, daß, wie unbeständig auch die Lage des Menschen sei, aller Wechsel, der vorkommen mag, doch von Gott her gelenkt wird. Deshalb werden auch Rezin und der König von Israel, die mit ihren zur Vernichtung Judas verbundenen Streitkräften wie bren­nende Fackeln erschienen, das Land zu verderben und zu verzehren, von dem Propheten rauchende Feuerbrände genannt, die bloß ein wenig Rauch ausstoßen können (Jes. 7,4). So wird gar der Pharao, der doch durch Macht, Stärke und Heeres­größe allen furchtbar war, mit einem Meerungeheuer und sein Heer mit Fischen verglichen (Ez. 29,4). Und Gott kündigt an, er werde den Anführer und das Heer mit der Angel fangen und es ziehen, wohin er wolle. Kurzum, ich will mich nicht länger damit aufhalten; man kann es leicht durchschauen, wenn man es betrachtet: das schlimmste Elend ist es, die Vorsehung nicht zu kennen, das höchste Glück aber, von ihr Kunde zu haben.

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This entry was posted on Donnerstag, Februar 11th, 2010 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 17, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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