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Zusammenfassung

  1. es gibt einen Unterschied zwischen den Wundern der Propheten, der Apostel und jenen Christi
    1. sie sind nur Gaben Gottes, die sie im Zusammenhang ihrer Mission taten
    2. Christus zeigt sich in seiner Macht
  2. wahres Heiles, Güte, Gerechtigkeit kommen nur von Gott; Christus besitzt in sich selbst diese Eigenschaft in Vollkommenheit, daher ist Christus Gott
  3. diese Beweise zeigen, dass
    1. durch die Fürsprache Christi bekommen wir jene Gaben, die uns Gott schenkt
    2. durch gemeinsame Teilnahme mit dem Vater ist Christus selbst der Quell dieser Gaben
  4. besser als alle rationalen Beweise ist die Erkenntnis der wahren Natur Gottes durch den Gläubigen: es ist als ob man ihn berühre, wenn man sich gestärkt, bewahrt, gerechtfertigt und geheiligt fühlt.

Text

Wie hell leuchtet sie aber auch aus seinen Wundern hervor! Nun haben, wie ich gern zugebe, auch die Propheten und die Apostel ähnliche oder gar gleiche Wun­der getan. Aber der unüberbrückbare Gegensatz besteht darin, daß diese in ihrem Amt und Dienst Gottes Gaben austeilten, während er seine eigene Kraft wirken ließ! Er hat sich freilich zuweilen auch des Gebets bedient, um dem Vater die Ehre zu ge­ben, aber in den meisten Fällen sehen wir ihn seine eigene Kraft äußern. Wie sollte er nicht der wahre Urheber der Wunder sein, da er doch mit seiner Autorität anderen die Vollmacht dazu erteilt? Denn der Evangelist berichtet, daß er den Jüngern Macht gegeben hat, Tote zu erwecken, Aussätzige rein zu machen, Teufel auszu­treiben usw. (Matth. 10,8; Mark. 3,15; 6,7). Diese aber haben ihr Amt so erfüllt, daß dabei ganz klar wurde: die Kraft kam von niemandem anders als von Christus. „Im Namen Jesu Christi stehe auf und wandle“, sagt Petrus (Apg. 3,6). Es ist deshalb auch nicht zu verwundern, daß Christus auf seine Wunder verwies, um den Unglauben der Juden zu besiegen; denn was aus seiner Kraft heraus ge­schehen war, mußte ja zugleich ein voller Beweis für seine Gottheit sein (Joh. 5,36; 10,37; 14,11). Wenn ferner außer Gott kein Heil, keine Gerechtigkeit, kein Leben ist und anderseits Christus alles das in sich hat, dann ist er gewiß als Gott ausgewiesen. Es soll mir nun aber keiner einwerfen, es sei von Gott her Leben und Heil in ihn übergegangen. Denn es heißt nicht, daß er Heil empfangen habe, sondern daß er das Heil sei! Und wenn keiner gut ist als Gott allein (Matth. 19,17), wie sollte dann ein bloßer Mensch — nicht gut und gerecht, sondern — die Güte und Gerechtigkeit selber sein? War nicht nach dem Zeugnis des Evan­gelisten seit Anbeginn der Welt in ihm das Leben, und war er nicht selbst, der er schon damals das Leben war, das Licht der Menschen? (Joh. 1,4). Deshalb wagen wir, auf solche Zeugnisse gestützt, auf ihn unseren Glauben und unsere Hoffnung zu setzen, obwohl wir doch genau wissen, daß es Frevel und Gottlosigkeit ist, wenn einer sein Vertrauen auf die Kreatur setzt! „Glaubet ihr an Gott, so glaubet auch an mich“ spricht er (Joh. 14,1; nicht Luthertext). So legt auch Paulus zwei Jesajastellen aus: „Wer auf ihn hoffet, wird nicht zu Schanden werden“ und „Aus der Wurzel Isai wird einer erstehen, um die Völker zu regieren; auf ihn werden die Völker hoffen“ (Jes. 28,16; 11,10; Röm. 10,11; 15,12). Aber wozu sollen wir hierzu weiter Schriftzeugnisse aufführen, da es doch immer wieder heißt: „Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben“? So gebührt ihm auch die gläubige Anrufung, die doch der göttlichen Majestät eigen ist, wenn überhaupt etwas. Denn es sagt der Pro­phet: „Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der wird gerettet werden“ (Joel 3,6). Und wieder ein anderer ruft aus: „Der Name des Herrn ist ein festes Schloß; der Gerechte läuft dahin und wird beschirmt“ (Spr. 18,10). Nun wird aber der Name Christi zum Heil angerufen; und daraus wird klar, daß er „der Herr“ ist. Wir haben ein Beispiel solcher Anrufung, nämlich das des Stephanus: “Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!“ (Apg. 7,58). Auch weitere Beispiele besitzen wir in der ganzen Kirche, wie es zum Beispiel Ananias im gleichen Buche darstellt, wenn er sagt: „Herr, du weißt, wieviel Übels dieser Mensch allen Heiligen getan hat, allen, die deinen Namen anrufen (Apg. 9,13.14). Und damit recht deutlich er­kannt werde, daß in ihm alle Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt, bekennt der Apostel, er habe unter den Korinthern keinerlei Lehre vertreten als allein die Er­kenntnis Christi, er habe nichts anderes gepredigt als diese! (1. Kor. 2,2). Ist es denn nicht eigenartig und sonderbar, daß Gott uns, denen er doch gebietet, sich allein seiner Erkenntnis zu rühmen (Jer. 9,23), allein den Namen des Sohnes verkün­digen läßt? Wer wollte sich erkühnen, den für ein bloßes Geschöpf zu erklären, dessen Erkenntnis allein unser Ruhm ist? Dazu kommt noch, daß Paulus in den Grußworten, die am Anfang seiner Briefe stehen, vom Sohne die nämlichen Segnungen erbittet wie vom Vater. Daraus folgt für uns die Lehre, daß wir nicht bloß durch sein Eintreten für uns empfangen, was uns der himmlische Vater zuteil werden läßt, sondern daß der Sohn vermöge seiner Teilhabe an der Macht selbst der Urheber ist. Diese praktische Erkenntnis ist ohne Zweifel gewisser und zuverlässiger als alles müßige Gedankenspiel. Denn da sieht die gläubige Seele Gott in völliger Nähe, ergreift ihn schier mit den Händen und erfährt, daß sie von ihm lebendig gemacht, erleuchtet, gerettet, gerechtfertigt und geheiligt wird!

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This entry was posted on Montag, Dezember 7th, 2009 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 13, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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