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Zusammenfassung:

  1. unsere Antwort auf diese klaren Zeugnisse der Schöpfung ist Verstocktheit
    1. sehr wenige denken an den Schöpfer, wenn sie über das Universum und die Erde nachdenken
    2. die meisten interessiert es kaum oder gar nicht
  2. bezüglich Ereignisse, die sich ausserhalb der normalen Naturprozesse ereignen, neigen wir eher zu blindem Schicksalsglauben, als dass wir Gottes Fürsorge dahinter sehen
    1. wenn es Ereignisse gibt, die uns an etwas übernatürliches denken lässt, so lassen wir unsere Fantasie spielen
      1. jeder von uns erfindet seine eigene Form von Irrtümern
      2. doch jeder von uns verlässt den wahren Gott zugunsten kunstvoller Hirngespinste (das trifft selbst auf solche grossen Geister wie Platon zu)
    2. dort, wo das Eingreifen Gottes in menschliche Geschicke deutlich wird, versuchen wir es vergeblich dem blinden Willen des Schicksals zuzuschreiben.

Text:

Jedoch wie hell und klar uns auch der Herr sich selbst und sein ewiges Reich im Spiegel seiner Werke vor Augen stellt — wir bleiben doch in unserem großen Stumpfsinn stets blind gegen so deutliche Bezeugungen, so daß sie in uns ohne Frucht bleiben! Denn was die Schöpfung und die feine Ordnung der Welt anlangt — wer unter uns denkt denn wirklich, wenn er die Augen zum Himmel erhebt oder auf Er­den umherschweifen läßt, in seinem Herzen an den Schöpfer? Wer bleibt nicht viel­mehr bei der Betrachtung der Werke stehen und vergißt den Wirker? Und was jene anderen Werke anlangt, die außerhalb des geordneten Naturlaufs alle Tage ge­schehen — wer denkt nicht, die Menschen würden vom blinden Ungefähr des Glücks gedreht und umgetrieben, und nicht eben von Gottes Vorsehung geleitet? Wenn wir aber je durch Handweisung und Anleitung solcher Geschehnisse zur Betrachtung Gottes kommen — was bei allen notwendig eintritt —, so versinken wir doch, wenn wir kaum flüchtig ein Empfinden für etwas wie die Gottheit haben, in die Raserei und die bösen Gedanken unseres Fleisches und verderben mit unserer Eitelkeit die reine Wahrheit Gottes. Nur darin find wir ungleich untereinander, daß jeder sich für seine eigene Person seinen eigenen Irrtum erschafft. Aber darin sind wir alle mitein­ander völlig gleich, daß wir alle von dem einen wahren Gott abgefallen sind und uns wunderlichen Kindereien zugewendet haben! Das ist nicht nur die Krankheit ungebildeter und stumpfsinniger Menschen, sondern auch die bedeutendsten und sonst mit einzigartigem Scharfsinn begabten Geister sind ihr verfallen. Wie reichlich hat hierin das ganze Volk der Philosophen seine Torheit und Abgeschmacktheit an den Tag gelegt! Selbst Platon, der frömmste und besonnenste von allen — wir wollen andere schonen, die noch größere Sinnlosigkeiten ausgedacht haben! —, selbst er ver­steigt sich in den Gedanken von der Kugelgestalt des All (in der die göttliche „Idee“ sich auswirkt). Was soll dann erst aus den anderen werden, wenn selbst solche, die am ansehnlichsten sind und anderen voranleuchten sollten, derart phantasieren und stolpern!

Doch weiter: die Regierung der menschlichen Geschicke zeigt Gottes Vorsehung zu klar, als daß man sie leugnen könnte — aber es kommt doch nicht mehr dabei heraus, als daß man glaubt, es werde vom blinden Schicksal alles droben und hienieden ge­lenkt: so groß ist unser Hang zu Eitelkeit und Irrtum. Dabei rede ich stets bloß von den Vorzüglichsten, nicht von jenen unbedeutenden Geistern, deren Wahnwitz zur Entweihung der göttlichen Wahrheit ins Ungemessene geht.

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This entry was posted on Montag, Oktober 5th, 2009 at 18:55 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 05, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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