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Zusammenfassung

  1. Die Bibel hat volle Autorität nur wo Menschen sie als Gottes lebendiges Wort vom Himmel anerkennen
  2. es ist ein schwerer Fehler zu glauben, dass die Autorität der Bibel auf dem Zeugnis der Kirche (in diesem Falle der röm. kat. Kirche) beruht
  3. dies begründet sich auf der falschen Vorstellung, dass die Verheissungen vom ewigen Leben in der Hl. Schrift von menschlicher Urteilskraft abhängen wären.

Text

Bevor wir weitergehen, muß zunächst noch einiges über die Autorität der Hei­ligen Schrift eingefügt werden. Diese Feststellungen sollen der Ehrfurcht vor der Schrift dienen und auch jeden Zweifel beseitigen. Ist es einmal anerkannt, daß es sich um Gottes eigenes Wort handelt, so wird keiner so vermessen, ja geradezu des Menschenverstandes und gar alles menschlichen Sinnes beraubt sein, daß er dem, der da redet, den Glauben weigern möchte. Nun ergehen aber nicht alle Tage Offen­barungsworte vom Himmel, und es hat Gott gefallen, allein in der Schrift seine Wahrheit zu stetem Gedächtnis zu erhalten. Deshalb kann die Bibel nur dann den Gläubigen gegenüber volle Autorität erlangen, wenn sie gewiß wissen, daß sie vom Himmel herab zu ihnen kommt, als ob Gottes eigene Stimme hier lebendig ver­nommen würde. Die Sache ist wahrlich wert, ausführlicher behandelt und genauer erwogen zu werden. Trotzdem müssen die Leser entschuldigen, wenn ich mehr auf den Umfang der Behandlung achte, den die Aufgabe des vorliegenden Werkes erträgt, als auf den, der durch die Bedeutung der Sache erfordert wäre.

Indessen hat sich bei vielen der verderbliche Irrtum eingeschlichen, die Schrift habe nur soviel Gewicht, als ihr das Gutdünken der Kirche zugestehe. Als ob Gottes ewige und unverletzliche Wahrheit auf menschliche Meinung gegründet wäre! Man spottet dabei des Heiligen Geistes und fragt: „Wer verbürgt uns, daß diese Schrif­ten von Gott stammen? Und wer versichert uns, daß sie heil und unversehrt bis in unsere Zeit übergekommen sind? Wer soll uns überzeugen, daß das eine Buch in Ehrfurcht anzunehmen, das andere auszuschließen sei? Wer — wenn nicht die Kirche für alle diese Dinge eine klare Regel vorschriebe?“ „Also“ — so sagt man weiter — „hängt es von der kirchlichen Bestimmung ab, welche Verehrung der Schrift zukommt und welche Bücher ihr überhaupt zuzurechnen sind!“ So machen sich diese Menschen, die Gott die Ehre rauben, bei ihrem Versuch, unter dem Vorwand der Kirche zügellose Tyrannei einzuführen, gar keine Sorge darüber, in was für Wider­sinnigkeit sie sich und andere verwickeln — wenn sie nur einfältigen Leuten die Meinung aufdringen, die Kirche hätte Vollmacht zu allem! Was soll aber aus den armen Gewissen werden, die eine feste Gewißheit des ewigen Lebens suchen, wenn alle Verheißungen, die darüber bestehen, allein auf Menschenurteil beruhen? Werden sie über solcher Antwort etwa zu zittern aufhören? Wie wird anderseits der Glaube dem Gespött der Gottlosen preisgegeben und bei allen verdächtig gemacht, wenn man annimmt, er müsse seine Autorität vom Menschen leihen!

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This entry was posted on Mittwoch, Oktober 14th, 2009 at 15:41 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 07, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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