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Zusammenfassung

  1. Methode: es werden einige klare Bibelstellen zusammengetragen, die die Lehre zusammenfassend bestätigt, jedoch wir auch Augustinus „dem das einstimmige Urteil der Frommen mit vollem Recht höchste Autorität“ beimessen
  2. Gott (einzige Quelle des Guten)
  3. unsere Bekehrung ist die Schöpfung eines neuen Geistes und eines neuen Herzens: unserer erneuerte Wille, sofern er gut ist, ist von Gott und nicht von uns selbst

Text:

Jetzt sind wir am Hauptpunkt der Erörterung angelangt. So wollen wir denn dem Leser diese Lehre in ihren wesentlichen Punkten mit nur wenigen, aber ganz klaren Schriftzeugnissen beweisen. Und dann wollen wir — damit uns keiner verleumde, wir legten der Schrift einen verkehrten Sinn unter! — noch darlegen, daß der Wahrheit, wie wir sie aus der Schrift nehmen und vertreten, auch das Zeugnis dieses frommen Mannes — ich meine den Augustin — nicht abgeht! Denn ich halte es einerseits nicht für nützlich, alle Schriftstellen, die man zur Bekräftigung unserer Überzeugung anführen könnte, der Reihe nach einzeln aufzuführen; viel­mehr soll mit Hilfe der auserlesensten Stellen der Weg zum Verständnis all der anderen gebahnt werden, die man verstreut findet. Und anderseits scheint es mir nicht unbesonnen gehandelt zu sein, wenn ich offenkundig mache, daß ich mit jenem Manne nicht übel zusammengehe, dem das einstimmige Urteil der Frommen mit vollem Recht höchste Autorität beimißt.

Aus leicht faßbaren und sicheren Gründen geht nun hervor, daß der Ursprung des Guten einzig und allein bei Gott selbst liegt. Denn ein dem Guten zugewandter Wille findet sich nur bei den Erwählten. Der Grund der Erwählung aber liegt außerhalb des Menschen, und daraus geht denn hervor, daß der Mensch rechtes Wollen nicht von sich selbst aus hat, sondern daß es aus dem nämlichen Wohlge­fallen uns zufließt, in dem wir vor Grundlegung der Welt erwählt worden sind. Dazu kommt ein anderer ähnlicher Grund, wenn der Ursprung rechten Wollens und Tuns im Glauben liegt, so müssen wir zusehen, woher nun wieder der Glaube kommt. Da aber gibt die ganze Schrift laut die Antwort: er ist Gottes Geschenk; und daraus ergibt sich, daß es aus Gottes reiner Gnade stammt, wenn wir, die wir von Natur ganz und gar zum Bösen geneigt sind, etwas Gutes zu wollen anfangen. Wenn der Herr sein Volk bekehrt, so bedeutet das (Ez. 36,26ff.) zweierlei: er nimmt ihm das steinerne Herz und er gibt ihm ein fleischernes. Dadurch bezeugt er also selbst, daß alles, was von uns selber kommt, abgetan werden muß, damit wir zur Gerechtigkeit hin bekehrt werden, und daß alles, was an seine Stelle tritt, von ihm selber kommt. Das spricht er aber nicht nur an jener einen Stelle aus, sondern er sagt auch bei Jeremia: „Ich werde ihnen ein Herz geben und einen Weg, da­mit sie mich fürchten ihr Leben lang“ (Jer. 32,39). Oder gleich darauf: „Ich will ihnen meine Furcht ins Herz geben, daß sie nicht von mir weichen“ (Jer. 32,40).

Oder wieder bei Ezechiel: „Ich will euch ein einträchtiges Herz geben und einen neuen Geist in euch geben, und will das steinerne Herz wegnehmen aus eurem Leibe und ein fleischern Herz geben“ (Ez. 11,19). Deutlicher kann er sich nicht alles, was in unserem Willen gut und recht ist, zuschreiben und es uns absprechen, als dadurch, daß er in diesem Zeugnis unsere Bekehrung für die Erschaffung eines neuen Geistes und eines neuen Herzens erklärt. Denn es ergibt sich ja immer der Schluß: Aus unserem Willen geht also, bevor er erneuert wird, nichts Gutes hervor, und nach der Erneuerung ist er, sofern er gut ist, von Gott und nicht von uns!

Themen:

This entry was posted on Samstag, Januar 21st, 2012 at 01:00 and is filed under Buch 2, Buch 2 Kapitel 03, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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