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Zusammenfassung

  1. die anscheinend zufällige Errettung der Menschen vor Gefahr und Trübsal, wie man sie in den Psalmen nachlesen kann, ist ein Beweis Gottes Fürsorge und väterliche Güte, jedoch sind die meisten blind, dies zu erkennen
  2. Gottes Allmacht und Weisheit erkennt man in seiner Zerstörung der Bösen und ihrer Werke, seine Errettung und Stärkung der Demütigen und Unterdrückten – dies alles geschieht zu seiner Zeit und passend zur Situation jedes einzelnen

Text

So zählt der Prophet (Ps. 107) auf, wie oft Gott in verzweifelter Lage un­erwartet, wunderbar, gegen alle Hoffnung unglücklichen und fast verlorenen Leuten Hilfe verleiht, wie er Wüstenwanderer vor den wilden Tieren bewahrt und sie auf den rechten Weg zurückbringt, Darbenden und Hungernden Nahrung schenkt, Gefan­gene aus finsterem Gelaß und eisernen Ketten in die Freiheit führt, Schiffbrüchige unversehrt in den Hafen bringt, Halbtote aus Krankheit erlöst, wiederum Länder mit Hitze und Trockenheit ausdörrt, andere wieder mit gnädigem Regen wunderbar erquickt, die Verachtetsten aus dem Volke erhebt und die Vornehmen aus ihrer Würde verstößt. An solchen Beispielen zeigt er auf: was zufälliges Schicksal zu sein scheint, das ist alles Zeichen himmlischer Vorsehung, insbesondere aber väterlicher Güte. Und er läßt uns merken, wie die Frommen hier allen Anlaß zur Freude haben, den Gottlosen und Übeltätern aber das Maul gestopft wird (V. 42). Aber weil der größere Teil der Menschheit in seine Irrtümer verstrickt ist und solchem erhabenen Schauspiel blind gegenübersteht, so ruft der Prophet aus, es sei eine seltene und besondere Weisheit, solche Werke Gottes klüglich zu bedenken (V. 43), deren An­schauen selbst denen nichts nützt, die sonst die Klarblickendsten zu sein scheinen. Und es ist ja auch so: Gottes Herrlichkeit mag noch so hell erstrahlen — ist es doch unter hundert kaum einer, der sie recht erkennt!

Ebensowenig bleibt Gottes Macht und Weisheit verborgen. Seine Macht kommt klar zum Vorschein, wenn der Übermut der Gottlosen, der allen Leuten unüberwind­lich scheint, mit einem Schlage zu Boden geworfen wird, wenn ihre Hoffart ge­demütigt wird, ihre sichersten Trutzfesten zerbrochen, ihre Waffen und Geschosse zertrümmert, ihre Kräfte zunichte gemacht, ihre Anschläge vereitelt werden und unter der eigenen Last zu Boden stürzen, wenn ihre Vermessenheit, die sich bis über den Himmel erhob, nun ins Innerste der Erde hinabgeworfen wird, wenn anderseits die Niedrigen aus dem Staube erhöht und die Armen aus dem Kot emporgehoben werden (Ps. 113,7), wenn die Bedrängten und Unterdrückten aus der äußersten Angst gerissen, Verzweifelnde zur Hoffnung erhoben werden, wenn Wehrlose über Ge­wappnete, wenige über viele, Schwache über Starke den Sieg davontragen! Seine Weisheit wird daran offenkundig, daß er alles zum Besten lenkt, die Spitzfindigkeit der Welt zuschanden macht, die Klugen in ihrer Klugheit erhascht (1. Kor. 3,19), kurz, alles aufs beste regieret.

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This entry was posted on Freitag, Oktober 2nd, 2009 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 05, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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