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Zusammenfassung

  1. geradeso wie das Universum vornehmlich für die Menschheit erschaffen wurde, so ist auch die Absicht von Gottes Vorsehung in erster Linie für den Menschen
  2. kein Mensch kann handeln, oder selbst sprechen, ohne dass es Gott will
  3. selbst Begebenheiten, dies uns zufällig erscheinen, sind doch Gottes Willen unterworfen, wie die Bibel es uns beweist: alles lebt nach Gottes geheimen Plan

Text

Aber wir wissen, daß die Welt vornehmlich um des Menschengeschlechts willen ge­schaffen worden ist: diesen Zweck müssen wir auch im Auge behalten, wenn wir über die Weltregierung nachdenken. Der Prophet Jeremia ruft aus: „Ich weiß, Herr, daß des Menschen Tun steht nicht in seiner Gewalt, und stehet in niemandes Macht, wie er … seinen Gang richte.“ (Jer. 10,23). Und Salomo sagt: „Jedermanns Gänge kommen von dem Herrn; welcher Mensch versteht seinen Weg?“ (Spr. 20,24). Nun soll man hingehen und sagen, der Mensch werde zwar von Gott bewegt gemäß der Neigung seiner Natur, aber er lenke diese Bewegung, wohin er selbst wolle! Wäre das recht geredet, so stände dem Menschen die Entscheidung über seine Wege zu! Dies wird man vielleicht verneinen, weil ja der Mensch nichts ohne Gottes Macht ausrichten könne. Aber der Prophet und Salomo legen Gott ja nicht nur die Macht, sondern auch die Entscheidung und Bestimmung bei, und deshalb hilft jener Einwand nichts. Auch noch an anderer Stelle straft Salomo feinsinnig diese Vermessenheit des Menschen, der sich ohne Rücksicht auf Gott ein Ziel vorsetzt, als ob er nicht von seiner Hand geführt würde: „Der Mensch setzt sich’s wohl vor im Herzen, aber vom Herrn kommt, was die Zunge reden soll“ (Spr. 16,1). Es ist gewiss eine lächerliche Torheit, wenn elende Menschen ohne Gott handeln wollen, die doch nicht einmal reden können ohne seinen Willen!

Um ferner noch deutlicher auszudrücken, daß nichts in der Welt ohne seine Bestimmung geschieht, zeigt die Schrift, daß ihm gerade das unter­worfen ist, was ganz zufällig scheint. Was wird man mehr dem Zufall zu­rechnen, als wenn ein Ast vom Baume bricht und dabei einen vorübergehenden Wanderer erschlägt? Aber der Herr sagt ganz im Gegenteil, er habe ihn in die Hand dessen fallen lassen, der ihn töte (Ex. 21,13). Wer wird nicht den Loswurf dem blin­den Glück zuschreiben? Aber auch das leidet der Herr nicht, der sich auch darüber die Entscheidung vorbehalten hat. Denn er lehrt nicht bloß, es geschehe durch seine Macht, daß die Lossteinchen in den Schoß geworfen und wieder herausgezogen wür­den, nein, gerade das, was man doch fast allein dem Glück zuschreiben möchte, ist nach seinem Zeugnis von ihm her! (Spr. 16,33). Dahin gehört auch das Wort des Salomo: „Arme und Reiche begegnen einander, beider Augen erleuchtet der Herr“ (Spr. 29,13). Denn es sind in der Welt die Reichen unter die Armen gemischt, weil ja von Gott her jedem seine Stellung zugewiesen wird; und deshalb erinnert Salomo daran, daß Gott, der ihnen allen das Licht gebe, nicht etwa selbst sein Auge ver­schließe, und er ermahnt auf diese Weise die Armen zur Geduld, weil die, welche mit ihrem Los unzufrieden sind, die ihnen von Gott auferlegte Last abzuschütteln suchen. So macht auch ein anderer Prophet den weltlich gesinnten Menschen Vor­würfe, weil sie es der Arbeit der Menschen oder dem Glück zuschreiben, daß die einen im Staube liegen, die anderen zu Ehren kommen: „Nicht vom Aufgang, noch vom Untergang, noch von der Wüste kommt Erhöhung, denn Gott ist der Richter, ernie­drigt und erhöht“ (Ps. 75,7f.; nicht Luthertext). Denn Gott kann das Richteramt nicht von sich legen, und daraus wird hier der Schluss gezogen, es geschehe aus sei­nem verborgenen Ratschluss, daß die einen große Leute werden, die anderen in verachteter Lage bleiben müssen.

Themen:

This entry was posted on Donnerstag, Januar 28th, 2010 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 16, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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