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Zusammenfassung

  1. einige glauben, dass Gott den Naturkräften allgemeine Anordnungen gibt, aber dass dann die einzelnen Dinge, durch sich oder durch Zufall, nur durch ihre Natur beeinflusst werden
  2. obwohl man damit den Verlauf der Jahreszeiten erklären kann, so kann man doch nicht die Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit der Ernte, Wohlstand oder Hungersnot erklären: diese sind Gottes Segen oder sein Fluch: biblische Beispiele

Text

Geben wir zu, der Anfang der Bewegung liege bei Gott, danach aber werde alles vom Zufall gelenkt, wohin die natürliche Neigung es treibt, so ist ja der Wechsel von Tag und Nacht, Winter und Sommer Gottes Werk, sofern er ihnen Lauf und Aufgabe angewiesen und ihnen ein bestimmtes Gesetz gegeben hat. Das träfe jeden­falls zu, wenn alles in gleichem Ablauf immer die gleiche Ordnung hielte: die Tage in ihrer Aufeinanderfolge mit den Nächten, die Monate mit den Monaten, und die Jahre mit den Jahren. Wenn aber bald unmäßige Hitze und Dürre alle Frucht ver­brennt, bald unzeitige Regengüsse die Saaten verderben, wenn Hagel und Sturm plötzliche Katastrophen hervorrufen, dann wäre das nicht Gottes Werk – oder doch nur insofern, als Wolken und heiterer Himmel, Kälte und Hitze aus der Stellung und dem Lauf der Gestirne oder aus anderen natürlichen Ursachen ihren Ursprung herleiten. Aber auf solche Weise bleibt weder für Gottes väterliche Huld, noch für seine Gerichte Raum. Sagt man, Gott erweise dem Menschengeschlecht doch schon da­durch genugsam seine Güte, daß er Himmel und Erde die geordnete Kraft eingebe, um die Nahrungsmittel hervorzubringen, so ist das ein nichtiger und gottferner Wahn – als ob die Fruchtbarkeit eines Jahres nicht Gottes besonderer Segen, der Mangel und der Hunger nicht sein Fluch und seine Vergeltung wäre! Aber es würde zu weit führen, alle Gründe aufzuzählen; es soll uns darum Gottes eigene Autorität genügen. Im Gesetz und in den Propheten verkündet er öfters, wenn er mit Tau und Regen die Erde netze, so bezeuge er dadurch seine Gnade, wenn ander­seits der Himmel auf seinen Befehl wie Eisen erstarre, wenn Rost und andere Schä­den die Saaten verzehrten, wenn Hagel und Sturm die Felder verwüsteten, so sei das ein Zeichen seiner gewissen, besonderen Vergeltung. Wenn wir das annehmen, so ist uns klar, daß nicht ein Regentropfen ohne Gottes gewissen Befehl hernieder­fällt. So lobt David Gottes „allgemeine“ Vorsehung, daß er den jungen Raben Speise gebe, die ihn anrufen (Ps. 147,9). Aber wenn Gott anderseits selbst den Tieren mit Hunger droht, erklärt er dann nicht genugsam, daß er bald in gerin­gerem, bald in reichlicherem Maße, je nach seinem Wohlgefallen, alles Lebendige versorgt und nährt; es ist, wie ich schon sagte, kindisch, wenn man das auf einzelne Akte einschränken will; Christus selber sagt ja ohne Ausnahme, nicht einmal ein wertloser Sperling falle zur Erde ohne des Vaters Willen (Matth. 10,29). Wahr­lich, wenn Gott den Flug der Vögel mit bestimmtem Ratschluss lenkt, so müssen wir mit dem Propheten bekennen: „Wer ist wie der Herr, unser Gott, der sich so hoch gesetzt hat und auf das Niedrige sieht im Himmel und auf Erden?“ (Ps. 113,5f.).

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This entry was posted on Mittwoch, Januar 27th, 2010 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 16, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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