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Zusammenfassung

  1. in Bezug auf vergangene Ereignisse
    1. für Freundlichkeiten sollten wir uns diesen Menschen dankbar zeigen, aber in erster Linie gegenüber Gott, der Quell aller Güte
    2. für erlittenen Verlust sollten wir es annehmen, da es Gott so gewollt hat, aber wir müssen es auch uns zuschreiben
    3. bei allen Verbrechen sollten wir immer jene beiden Wahrheiten bedenken: Gottes Gerechtigkeit und die Sündhaftigkeit des Menschen
  2. in Bezug auf künftige Ereignisse
    1. wir sollten uns die menschlichen Hilfsmittel zunutze machen, aber uns der rechtmässigen Mittel der göttlichen Vorsehung bedienen, die er uns anbietet
    2. wir sollten nach dem eifern, was uns als nützlich erscheint, aber uns letztendlich auf Gottes Weisheit als Führer und nicht auf andere Hilfen verlassen
  3. wir sind daher fähig, alle Hast und Vermessenheit abzulegen und fortwährend zu Gott zurufen

Text

Unterdessen wird aber der Fromme die untergeordneten Ursachen (causas inferiores) nicht außer acht lassen. Er wird nicht etwa aus der Einsicht, daß die, welche ihm wohl tun, ja Diener der Güte Gottes sind, den Schluss ziehen, er könne sie (mit Undank) übergehen, als ob sie für ihre Freundlichkeit (humanitas) keinen Dank verdient hätten, sondern er wird sich ihnen von Herzen verpflichtet fühlen, sich gerne als den Beschenkten bekennen und ihnen nach Fähigkeit den Dank auch durch die Tat abzustatten sich bemühen. Kurz, er wird gewiss Gott als den vornehmsten Urheber beim Empfang guter Gaben loben und preisen, aber er wird die Menschen eben als seine Diener ehren und wird, wie es doch tatsächlich der Fall ist, einsehen, daß er durch Gottes Willen denen zu Dank verpflichtet ist, durch deren Hand Gott sich hat wohltätig erweisen wollen! Hat er aus Nachlässigkeit oder Unvorsichtigkeit ei­nen Schaden erlitten, so wird er zwar feststellen, daß dies aus Gottes Willen ihm zugestoßen sei, aber er wird es doch auch sich selbst zuschreiben! Ist einer an einer Krankheit gestorben, welchen er zu pflegen verpflichtet war, aber nachlässig behan­delt hat, so wird er zwar durchaus wissen, daß der Betreffende zu dem Ende gekom­men sei, dem er nicht entgehen konnte, aber er wird doch darüber seine Sünde nicht gering achten; im Gegenteil: er hat gegen jenen Menschen sein Amt nicht treu er­füllt und wird deshalb die Sache so ansehen, als ob er durch Schuld seiner Nach­lässigkeit gestorben wäre. Noch viel weniger wird er bei einem Mord oder Dieb­stahl die dabei wirksame Verruchtheit und Bosheit seines Herzens mit dem Vorwand göttlicher Vorsehung entschuldigen; er wird vielmehr in der gleichen Tat Gottes Gerechtigkeit und des Menschen Bosheit, wie sie sich beide offenba­ren, in ihrer Verschiedenheit betrachten. Und ganz besonders wird er hin­sichtlich der Zukunft auf dergleichen untergeordnete Ursachen Acht haben. Denn er soll es zu den Segnungen des Herrn rechnen, wenn es ihm nicht an menschlicher Hilfe fehlt, die er zu seinem Wohlergehen in Anspruch nehmen kann. Aus dem Grunde wird er nicht ablassen, Rat zu suchen, wird auch nicht träge werden, die Hilfe solcher Menschen anzurufen, die ihn wohl unterstützen können; nein, er wird bedenken, daß ihm alle Geschöpfe, die ihm hilfreich sein können, von dem Herrn an die Hand ge­geben werden, und deshalb wird er diese als rechte Werkzeuge der göttlichen Vor­sehung zu seinem Besten gebrauchen. Und obwohl er unsicher ist, welchen Erfolg seine Unternehmungen haben werden – abgesehen davon, daß er weiß: der Herr wird in allem sein Bestes im Auge haben! -, wird er doch mit Eifer das erstreben, was ihm nützlich erscheint, soweit er es durch Verstand und Nachdenken schaffen kann. Und doch wird er bei seinen Entschlüssen nicht dem eigenen Sinn verfallen sein, sondern sich der Weisheit Gottes anbefehlen und sich durch seine Führung zum rech­ten Ziel leiten lassen. Auch wird er sein Vertrauen nicht dermaßen an die äußeren Hilfen hängen, daß er in ihnen sicher ruht, wenn sie vorhanden sind, aber alsbald wie ein Verlorener erzittert, wenn sie fehlen. Er wird eben sein Herz stets auf Gottes Vorsehung allein richten und sich vom festen Blick auf sie nicht durch die Betrachtung der jeweiligen Lage abbringen lassen. So wusste auch Joab sehr wohl, daß der Ausgang der Schlacht in Gottes Hand und Willen stehe; aber er ergab sich darüber doch nicht der Untätigkeit, sondern führte mit Fleiß aus, was seines Amtes war, überließ indessen dem Herrn den Ausgang: „Lasset uns stark sein für unser Volk und für die Städte unseres Gottes; der Herr aber tue, was in seinen Augen gut ist“ (2. Sam. 10,12). Wenn wir so denken, werden wir uns von allem Vorwitz, allem falschen Vertrauen auf uns selbst und jede andere Kreatur fernhalten und uns immerfort zur Anrufung Gottes getrieben sehen. In dieser Denkweise wird aber auch unser Herz in guter Zuversicht gestärkt werden, so daß wir ohne Zaudern auf alle Gefahren, die uns auch umgeben mögen, mutig und tapfer herunterblicken.

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This entry was posted on Dienstag, Februar 9th, 2010 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 17, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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