Archive for the ‘Buch 1 Kapitel 13’ Category

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Zusammenfassung

  1. diese Ausdrücke waren in der Vergangenheit wie in der Gegenwart notwendig, um den Verdrehern der wahren Lehre entgegenzutreten
  2. Arius bezeichnete Christus als „Gott“ oder „Gottes Sohn“, aber er gleichzeitig behauptete er, dass Christus erschaffen wurde und somit einen Anfang hatte. Die Kirchenväter legten diese Doppelzüngigkeit offen durch das Wort „homoousios“ (gleiches Wesen) [moderne Beispiele sind die Zeugen Jehovas, die Christus als höchsten Geschöpf, aber nicht als Gott sehen]
  3. Sabellius verstand Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist als blosse Namen von Gott, ohne Unterschied zwischen ihnen: die Kirchenväter antworteten mit der Lehre der Drei-Einigkeit, drei Personen in einem Gott

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Solche neuen Ausdrücke — wenn man sie so nennen will — kommen aber vor allem dann in Gebrauch, wenn die Wahrheit gegen ihre Feinde, die ihr durch allerlei Winkelzüge entgehen wollen, behauptet werden muß. Das erfahren wir heutzutage mehr als genug, wo die Bekämpfung der Feinde reiner und gesunder Lehre unsere Hauptarbeit ist und wo diese glatten Schlangen durch allerlei Win­dungen und Krümmungen entschlüpfen, wenn man sie nicht tapfer anpackt und zusammendrückt. So sind auch die Alten, durch mancherlei Kämpfe gegen falsche Lehren geübt, dazu genötigt worden, ihre Überzeugung mit äußerster Genauigkeit auszusprechen, um nur ja nicht den Gottlosen irgendwelche Schlupfwinkel zu lassen; denn diese benutzten die Hülle der Worte als Versteck für ihre Irrtümer.

Auch Arius bekannte Christum als Gott und Gottes Sohn, da er gegen die unwiderleglich deutlichen Schriftzeugnisse nichts machen konnte, und heuchelte, als ob alles in Ordnung sei, eine gewisse Übereinstimmung mit den anderen. Aber unter­dessen hörte er nicht auf zu behaupten, Christus sei geschaffen worden und habe einen Anfang gehabt wie die übrigen Geschöpfe. Um nun die gewundene Schlauheit dieses Menschen aus ihrem Versteck herauszuziehen, sind die Alten weiter gegangen und haben bekannt, Christus sei der ewige Sohn des Vaters und gleichen Wesens mit dem Vater. Da brauste auf einmal der Unglaube auf, und die Arianer fingen an, den Ausdruck „homousios“ (gleichen Wesens) aufs äußerste zu hassen und zu verfluchen. Hätten sie vorher wirklich mit Lauterkeit und von Herzen bekannt, Christus sei Gott, so hätten sie ja gar nicht leugnen können, daß er gleichen Wesens mit dem Vater sei! Wer sollte nun wagen, jenen trefflichen Männern den Vorwurf der Streitsucht zu machen, weil sie wegen eines einzigen Wortes derart heftig gerungen und den Frieden der Kirche gestört hätten? Eben dieses eine Wörtlein unterschied zwischen Christen reinen Glaubens und lästerlichen Arianern! Später trat Sabellius auf und achtete die Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes beinahe für nichts, indem er disputierte, sie seien nicht um einer Unter­scheidung willen da, sondern allesamt verschiedene Bezeichnungen für Gott, so wie es ja sehr viele gibt. Als es zum Streit kam, da bekannte er, zu glauben, daß der Vater Gott sei, der Sohn Gott sei und auch der Heilige Geist Gott sei. Aber bald darauf fand er den Ausweg, er habe nichts anderes gesagt, als wenn er Gott stark, gerecht und weise genannt hätte! Und so sang er wieder ein anderes Lied: der Vater sei der Sohn, und der Heilige Geist sei der Vater — ohne Ordnung, ohne Unter­scheidung! Rechtschaffene Lehrer, denen es um die Frömmigkeit ging, erhoben nun Einspruch und verlangten, um dem Unfug dieses Menschen ein Ende zu machen, er solle drei wahrhaft bestehende Eigentümlichkeiten (proprietates) in dem einen Gott anerkennen. Und um sich gegen die gewundenen Schlauheiten des Mannes mit offener und schlichter Wahrheit zu schützen, stellten sie den Satz auf, in dem einen Gott oder — was dasselbe ist — in Gottes Einheit bestehe eine Dreieinigkeit der Personen.

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Zusammenfassung

  1. es ist unsere Überzeugung, trotz der komplizierten Formulierung: ein Gott in drei Personen, jeder besitzt vollkommene Gottheit
  2. gegen die Anklage das man „bibelfremde“ Begriffe gebraucht
    1. wenn Begriffe gegen die Einfachheit der Heiligen Schrift stehen, dann sind sie zu vermeiden
    2. wenn sie aber etwas getreu ausdrücken, was in der Bibel steht, dann sind sie zulässig

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Wie sehr nun auch die Häretiker gegen das Wort „Person“ kläffen, und wenn auch andere in ihrer großen Torheit sich weigern, diesen Ausdruck, da er ein Menschensündlein sei, anzunehmen — sie können uns doch nicht widerlegen, daß da drei genannt werden, von denen jeder ganz und gar Gott ist, und die doch nicht mehrere Götter sind; deshalb ist es eine üble Bosheit, Worte abzulehnen, die doch bloß auslegen, was in der Schrift bezeugt und versiegelt ist!

Sie sagen, es sei besser, wenn wir nicht nur unsere Gedanken, sondern auch unsere Worte in der Schranke der Heiligen Schrift hielten, anstatt fremdartige Worte aufzubringen, die doch nur Anlaß zu Meinungsverschiedenheit und Zank geben müßten. So ermüdet man sich in Wortkämpfen, so geht die Wahrheit im Streit verloren, so erstickt die Liebe über wütendem Fechten! Wenn sie nun das ein fremd­artiges Wort nennen, was nicht bis auf die Silbe genau in der Schrift nachzu­weisen ist, so legen sie uns wahrhaftig ein ungerechtes Joch auf und verdammen alle Auslegung der Schrift, sofern sie nicht einfach aus Bibeltexten zusammen­geflickt ist. Wenn aber das als fremdartig gelten soll, was vorwitzig erdacht ist und abergläubisch verteidigt wird, was mehr zum Kampf als zur Auferbauung dient, was schroff und zwecklos aufgegriffen wird, was in seiner Rohheit fromme Ohren beleidigt, was von der Schlichtheit des Wortes Gottes ablenkt — dann freilich schließe ich mich solchem besonnenen Urteil von ganzem Herzen an. Denn ich bin der Meinung, wir sollten beim Reden über Gott nicht weniger Ehrfurcht walten lassen als beim Denken. Denn was wir von uns selbst aus denken, ist töricht, und was wir dann aussprechen, ist unpassend. Wir müssen vielmehr ein gewisses Maß halten, und aus der Schrift ist eine sichere Regel für Denken und Reden zu ent­nehmen, nach der sich alles Sinnen unseres Geistes und alles Reden unseres Mundes zu richten hat. Aber was verbietet uns denn, das mit klaren Worten zu entfalten, was in der Schrift für unser Fassungsvermögen schwierig und verwickelt ist, wobei freilich solche Auslegung nur in Ehrfurcht und Glauben der Wahrheit der Schrift selber dienstbar sein und in Zurückhaltung und Bescheidenheit geübt werden muß, auch nur beim rechten Anlaß zur Anwendung kommen darf. Dafür gibt es ausreichend viele Beispiele. Wenn dagegen jemand auch da die Neuheit der Aus­drücke bemängelt, wo offenbar die Kirche in höchste Not gedrängt wurde, die Worte „Dreieinigkeit“ und „Person“ anzuwenden, muß man nicht bei einem solchen Men­schen eine Abneigung gegen das Licht der Wahrheit vermuten, da er doch bloß dagegen Einspruch erhebt, daß die Wahrheit klarer und deutlicher hervortritt?

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Zusammenfassung

  1. Drei Personen; ein anderes Merkmal, um Gott von den Götzen zu unterscheiden
  2. um Irrlehren vorzubeugen, müssen wir falsche Vorstellungen des Begriffes „Person“ vermeiden und unser Verständnis dieses Begriffes von der Bibel her begründen (Hebräer 1: 3ff)
    1. ein Wesen oder ousia in Gott
    2. aber drei Personen, hypostases, Grundwesen oder besser, Wesensarten, jede verschieden von den anderen

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Aber Gott bestimmt sein Wesen noch durch ein besonderes Kennzeichen, das es uns ermöglicht, ihn genauer von allen Götzen zu unterscheiden. Denn er macht kund, daß er der Eine ist, doch so, daß er in drei Personen unterschiedlich betrachtet werden will. Halten wir an diesen (drei Personen) nicht fest, so flattert nur ein leerer Begriff (inane nomen) von Gott ohne Beziehung zu dem wahren Gott in unserem Gehirn herum. Nun soll aber keiner träumen, Gott sei dreifach, oder wähnen, Gottes Wesen werde in drei Personen zerrissen, und deshalb müssen wir eine kurze und faßliche Bestimmung suchen, die uns gegen jeden Irrtum sichere.

Nun gehen aber einige Leute gegen den Begriff „Person“ mit wütendem Kläffen vor und behaupten, das sei ein Menschensündlein. Wir müssen also zuerst unter­suchen, ob sie darin recht haben, wenn nun der Apostel den Sohn Gottes den Abglanz (Charakter) der Person (des Wesens) des Vaters nennt (Hebr. 1,3), so mißt er ohne Zweifel dem Vater eine Wesensart (subsistentia) zu, in der er sich vom Sohne unterscheidet. Nun haben zwar einige Ausleger statt Wesensart einfach „Wesen“ (essentia) einsetzen zu können gemeint, als ob Christus in sich das Grundwesen (substantia) des Vaters darstellte, so wie das gesiegelte Wachs das Siegel. Aber das ist eine grobe und sogar widersinnige Auffassung. Denn Gottes Wesen ist einheitlich und unteilbar, und so würde der, der es ganz und ohne Teilung oder Abzug in sich trüge, doch nur uneigentlich, ja geradezu unrichtig sein Abglanz (Charakter) genannt werden! Aber da der Vater, obgleich er sich vom Sohne durch seine Eigentümlichkeit unterscheidet, sich ganz im Sohne abgeprägt hat, so kann man mit bestem Grunde sagen, er habe seine Seinsweise (Person, Hypostasis) in ihm sichtbar dargestellt. Dazu paßt dann auch sehr gut die gleich zugefügte Be­zeichnung, der Sohn sei der Glanz seiner Herrlichkeit. Mit Gewißheit ist also den Worten des Apostels zu entnehmen, daß der Vater eine eigene Seinsweise (Hypo­stase) hat, die im Sohne widerstrahlt. Daraus folgt aber wiederum, daß auch der Sohn eine eigene Seinsweise (Hypostase) haben muß, die ihn vom Vater unter­scheidet. Genau so verhält es sich mit dem Heiligen Geiste, der einerseits, wie wir nachher erweisen werden, Gott ist, andererseits aber notwendig vom Vater unter­schieden zu denken ist. Indessen bezieht sich diese Unterscheidung keineswegs auf das Wesen, das man sich unter keinen Umständen mehrfältig vorstellen darf. Wenn wir also dem Zeugnis des Apostels folgen, so ergibt sich, daß in Gott drei Seinsweisen (Hypostasen) sich finden. Dasselbe haben die Lateiner mit dem Ausdruck „Person“ sagen wollen, und es wäre eitel Hochmut und Halsstarrigkeit, wenn man über eine so klare Sache noch streiten wollte. Wollte man das griechische Wort (hypostasis) genau ins Lateinische übersetzen, so ergäbe sich subsistentia (Seinsweise, Wesens­art). Manche haben sogar im gleichen Sinne das Wort substantia gebraucht. (Sub­stanz, Grundwesen). Indessen war das Wort „persona“ nicht allein bei den Lateinern im Gebrauch, sondern auch die Griechen wandten, um die Gleichheit ihrer Über­zeugung mit derjenigen der Lateiner kräftig zu bezeugen, die Lehrform an, es seien in Gott „drei Prosopa“ (prosopon = Antlitz, Maske, Person). Wie nun aber auch die Griechen und Lateiner in den Wörtern untereinander verschieden sein mögen: in der Hauptsache vertreten sie eine völlig gleiche Lehre.

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Zusammenfasssung

  1. biblische Unterweisung über Gottes Natur hilft uns populäre und philosophische Irrtümer über das Wesen Gottes zu erkennen: Gottes geistige Natur wird hervorgehoben
  2. in der Bibel passt Gott das Wissen über sich unserer beschränkten Natur an: dies ist die Erklärung für die Anthropomorphismen in der Heiligen Schrift

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Was in der Schrift von dem unermeßlichen und geistlichen Wesen Gottes gelehrt wird, das dient nicht nur zur Überwindung des populären Aberglaubens, sondern auch zur Widerlegung der Spitzfindigkeiten unfrommer Philosophie. Einer von den Alten glaubte etwas besonders Tiefsinniges gesagt zu haben, wenn er meinte, Gott sei alles, was wir sehen, und alles, was wir nicht sehen. Er erdachte sich dabei dann eine in alle Teile der Welt ausgegossene Gottheit. Nun redet zwar Gott, um uns besonnen zu halten, sehr zurückhaltend von seinem Wesen. Aber mit den beiden Aussagen, die ich oben (in dem ersten Satz) nebeneinandergestellt habe (unermeßlich, geistlich), macht er solchen tollen Einbildungen ein Ende und setzt der menschlichen Vermessenheit eine Schranke. Denn seine Unermeßlichkeit muß uns abschrecken, ihn nach unserem Maß messen zu wollen, und sein geistliches Wesen verbietet uns, ihm etwas Irdisches und Fleischliches anzudichten. Dahin gehört es auch, daß er oft den Himmel seine Wohnung nennt. Denn obwohl er vermöge seiner Unbegreiflichkeit auch die Erde erfüllt, so läßt er uns doch mit Recht um unserer Faulheit und Untüchtigkeit willen über die Welt hinaus nach oben schauen, weil er ja sieht, wie unsere Sinne in ihrer Schwerfälligkeit an der Erde kleben. Aber hier fällt nun auch der Irrtum der Manichäer zu Boden, die zwei „Prinzipien“ annehmen und so den Teufel fast auf eine Stufe mit Gott stellen. Denn das war nichts anderes als das Unterfangen, Gottes Einheit zu be­streiten und seine Unermeßlichkeit einzuschränken. Sie haben es gewiß gewagt, dafür auch noch Schriftzeugnisse mißbräuchlich anzuführen. Aber das war ja nur ein Zeichen ihrer schändlichen Unwissenheit, wie ja auch ihre Irrlehre selbst einem fluchwürdigen Wahn entsprungen war! Die Anthropomorphiten aber, die sich ein­bildeten, Gott sei körperlich, weil ja die Schrift ihm häufig Mund, Ohren, Augen, Hände und Füße zuschreibt, sind leicht zu widerlegen. Denn es muß doch einer schon sehr töricht sein, wenn er nicht sieht, daß Gott an solchen Stellen mit uns kindlich redet, wie Ammen mit den Kindlein tun! Solche Ausdrücke wollen deshalb nicht etwa klar darlegen, wie denn Gott beschaffen sei, sondern vielmehr seine Erkenntnis unserer Schwachheit anpassen. Damit das aber möglich ist, muß Gott tief unter seine Erhabenheit heruntersteigen.