Archive for the ‘Institutio’ Category

17
Sep

Die Heuchlerei (Institutio 1-04-04)

   Posted by: Didier Tags: ,

Play

Zusammenfassung:

  1. Es ist eine falsche Religion, die sich nur auf der knechtischen, zwanghaften Angst vor Gottes Gericht begründet
    1. solche gottlosen Leute wollen eigentlich Gott und sein Gericht weg haben
    2. weil sie sich bewusst sind, dass sie Gott nicht wegzaubern können, praktizieren sie eine Scheinreligion
    3. trotz ihrer gespielten Angst führen sie doch ein zügelloses Leben
  2. Unterschied zwischen wahrer und falscher Gottesfurcht
    1. rebellisch in ihrem Herzen, spielen sie einen falschen Gehorsam Gott gegenüber durch armselige Opfergaben und hochgespielten Gehorsam, doch ist ihr Leben voller Sittenlosigkeit
    2. ihr Vertrauen liegt nicht in Gott, ihrem Schöpfer, sondern in ihnen selbst, den Geschöpfen
    3. die Folge ist geistliche Blindheit: das angeborene Wissen über Gottes Existenz, dass, obwohl nicht verloren, doch völlig verdorben ist
    4. Zusammenfassend: die von Natur angeborene Kenntnis über Gott wird gerade durch die widerwilligen und oberflächlichen Gebete der Gottlosen in schweren Zeiten ersichtlich; doch ihre Verbohrtheit hindert sie, dass sie die wahren Religion erkennen können.

Text:

Dazu kommt nun noch eine weitere Sünde: Man macht sich nur noch unter Zwang Gedanken über Gott, sucht seine Nähe nur widerstrebend, genötigt. Und auch dann kommt es nicht zu freiwilliger Gottesfurcht, wie sie die Achtung vor Gottes Maje­stät mit sich bringt, sondern bloß zu knechtischer, erzwungener Angst vor Gottes Gericht: dem kann man nicht entgehen, erschrickt aber vor ihm und will nichts mit ihm zu tun haben. So paßt auf die Gottlosigkeit, und auf diese allein, der Aus­spruch des Statius, die Furcht habe zuerst in der Welt Götter gemacht. Wer sein Herz von der Gerechtigkeit Gottes abwendet, der weiß zwar, daß ein Gericht besteht, die Gesetzesübertretung zu ahnden, aber er wünscht um so mehr, dies Gericht möchte zunichte werden. Das ist die Gesinnung, aus der man gegen Gott Krieg führt, der doch ohne Gericht nicht sein kann. Da man aber doch gewahrt, daß Gottes Macht unab­wendbar droht — denn man kann sie nicht beiseiteschieben noch ihr entlaufen! —, so gerät man vor ihr ins Zittern. Man möchte nun gewiß nicht den Anschein erwecken, als ob man Gott verachte, dessen Majestät einen doch bedrängt, und deshalb verrichtet man äußerlich allerlei religiöses Scheinwerk, hört aber unterdessen keineswegs auf, sich mit allen Lastern zu beflecken, Schande auf Schande zu wälzen, bis man das hei­lige Gesetz des Herrn in jeder Beziehung verletzt und seine Gerechtigkeit gänzlich aufgelöst hat. Jedenfalls bietet jene vorgetäuschte Gottesfurcht keinerlei Hemmnis dagegen, daß man sich in seinen Sünden richtig wohlfühlt, sich in ihnen gefällt und lieber der Zügellosigkeit des eigenen Fleisches sich hingibt, als der Zucht des Heiligen Geistes zu gehorchen! Aber dies ist ja alles ein leerer und verlogener Schein der Religion, kaum gar des Namens „Schein“ würdig; und so kann man gerade hier wiederum leicht wahrnehmen, wie sehr sich die Frömmigkeit, die allein im Herzen der Gläubigen wohnt und aus der erst die wahre Religion geboren wird, von diesem wirren Wissen um Gott unterscheidet. Und doch wollen solche Heuchler auf Schleich­wegen erreichen, daß sie Gott, vor dem sie doch auf der Flucht sind, nahe scheinen. Ihr ganzes Leben lang sollten sie ihm ohne Unterlaß gehorsam sein; aber statt dessen trotzen sie ihm unerschrocken fast in all ihrem Tun und versuchen ihn nur durch ein paar Opfer zu versöhnen! In Heiligkeit des Lebens und Reinheit des Herzens sollten sie ihm dienen; aber statt dessen erdichten sie sich läppisches Possenzeug und nichtige Dienstlein, mit denen sie sein Wohlgefallen erwerben möchten! Ja sie versenken sich um so kecker in ihren Schlamm, weil sie wähnen, mit lächerlichen Bußübungen mit Gott ins reine zu kommen. Endlich: all ihr Vertrauen sollten sie auf ihn richten, und statt dessen setzen sie ihn beiseite und gründen ihr Vertrauen auf sich selbst oder die Kreaturen! Zum Schluß verwickeln sie sich dermaßen in allerlei Irrtum, daß ihre finstere Bosheit jene Funken auslöscht und gar erstickt, die zur Erkenntnis der Herr­lichkeit Gottes aufleuchteten. Und trotzdem lebt jener Keim, der auf keine Weise gänzlich auszurotten ist, jene Ahnung, es sei irgendein göttliches Wesen. Aber dieser Keim ist selbst so verderbt, daß er nur die schlechtesten Früchte erzeugt.

So erweist sich nur desto klarer die Richtigkeit meiner Behauptung, es sei von Natur dem Menschenherzen ein Empfinden von Gott eingemeißelt. Erzwingt doch die Notwendigkeit auch von den Gottlosen deren Anerkennung! Im ungestörten Glück spotten sie Gottes, sind Kläffer und Schwätzer, um seine Macht zu verkleinern. Aber wenn die Verzweiflung sie quält, dann drängt sie sie, Gott zu suchen, und gibt ihnen Stoßgebete ein — woraus dann deutlich wird, daß sie gar nicht gänzlich ohne Kunde von Gott sind, daß sie aber in Bosheit unterdrückt haben, was längst in ihnen hätte emporkommen sollen!

Play

Zusammenfassung:

  1. ungenaue und fehlerhafte Ansichten über das Göttliche ist Unwissenheit über Gott
    1. nicht irgendeine Religion genügt, sondern nur die wahre Religion
    2. Gott ist kein Gespenst, dass man sich nach eigenen Wünschen vorstellen darf
    3. beim Aberglauben wird der wahre Gottesdienst abgelehnt und man zieht es vor, das Produkt der  eigenen Vorstellung anzubeten
    4. wenn du Gott aufgibt, so hast du nur einen verhassten Götzen verlassen
  2. daher, keine Religion ist echt, wenn sie nicht mit Wahrheit verbunden ist

Text:

So verschwindet auch die eitle Beschönigung, die einige Menschen ihrem Aber­glauben zu gewähren pflegen. Sie bilden sich nämlich ein, es sei schon genug, wenn der Mensch sich irgendwie um die Religion bemühe, auch wenn dieses Bemühen noch so unsinnig sei. Dabei bedenken sie nicht, daß die wahre Religion dem Willen und Wink Gottes als einer unwandelbaren Richtschnur angemessen sein muß! Denn Gott bleibt sich immer gleich. Er ist doch kein Gespenst, kein Phantasiegebilde, das sich jeder nach eigenem Dünken gestalten könnte: Und es ist ja auch augenfällig, mit was für lügnerischen Trugbildern der Aberglaube Gottes spottet, gerade wenn er ihm am eifrigsten dienen will. Denn er nimmt das auf, woran Gott nach seinem eigenen Zeugnis gar nichts liegt; was er aber verordnet hat und was ihm wohl­gefällt, das verachtet er oder verwirft es gar unzweideutig. Denn wer einen selbstersonnenen Gottesdienst einrichtet, der treibt Dienst und Anbetung seines eigenen Hirngespinstes. Er würde nämlich gar nicht wagen, mit Gott auf solche Weise Possen zu treiben, wenn er nicht zuvor einen Gott erdacht hätte, der seiner freventlichen Narretei entspräche! Deshalb erklärt der Apostel eine solche schwankende und irrige Meinung von Gott für Unkenntnis Gottes: „Zu der Zeit, da ihr Gott nicht erkann­tet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind“ (Gal. 4,8); oder an anderer Stelle sagt er von den Ephesern, sie seien zu der Zeit, wo sie abseits von der rechten Gotteserkenntnis gelebt hätten, „ohne Gott“ gewesen (Eph. 2,12). Bei solchem Zu­stande verschlägt es nun wenig, ob man sich bloß einen einzigen Gott erdichtet oder mehrere. Denn die Entfernung und der Abfall von Gott sind Tatsache, und wenn man ihn verlassen hat, so bleibt nichts übrig als ein greuliches Götzenbild. Wir kön­nen zum Schluß nur mit Lactantius feststellen: keine Religion ist die rechte, die nicht mit der Wahrheit im Bunde steht.

Play

Zusammenfassung:

  1. Bedeutung von Psalm 14:1 „Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott“
    1. die verhärteten Sünder weisen jede Erinnerung von Gott ab
    2. sie leugnen geradezu die Existenz Gottes, nicht im Sinne, dass sie im sein Wesen streitig machen wollen, sondern sie verweigern seine Fürsorge und Herrschaft in dieser Welt
  2. sie sind gezwungen, irgend eine Gottheit anzuerkennen; daher ziehen sie es vor, einen toten und hohlen Götzen zu erfinden und dadurch Gott zu trotzen

Text:

Wenn nun David von den Gottlosen und Toren sagt, daß sie „in ihrem Herzen sprechen: Es ist kein Gott“ (Ps. 14,1), so bezieht sich das in erster Linie auf die, welche das Licht der Natur auslöschen und sich mutwillig selbst betäuben, wie wir späterhin sehen werden. So sehen wir viele, die durch freche und zur Gewohnheit gewordene Sünde verhärtet sind, wie sie wütend jeden Gedanken an Gott von sich stoßen, der sich ihnen doch von Natur ungewollt aufdrängt. Um solche ihre Wut desto abscheulicher hervortreten zu lassen, stellt David derartige Leute als Gottes­leugner dar, nicht weil sie Gattes Dasein schlankweg bestreiten, sondern weil sie ihm Richtergewalt und Vorsehung absprechen und ihn als müßiges Wesen in den Him­mel eingeschlossen denken. Denn nichts steht mit Gottes Wesen weniger im Einklang, als wenn man behauptet, er habe die Weltregierung niedergelegt und dem blinden Zufall anheimgegeben, sei deshalb blind gegen die Übeltaten der Menschen, so daß sie ungestraft sündigen könnten! Wer also unbekümmert um das himmlische Gericht seinen Lüsten lebt, der leugnet tatsächlich das Dasein Gottes. Und das ist Gottes ge­rechte Vergeltung, daß er die Herzen unempfindlich macht, so daß die Gottlosen, nachdem sie zuerst die Augen geschlossen haben, nun auch mit offenen Augen nicht mehr sehen. David erläutert selbst an einer anderen Stelle aufs beste seinen Spruch, wenn er sagt: „Es ist keine Gottesfurcht vor ihren Augen“ (Ps. 36,2), oder wenn er zeigt, wie sie sich in ihren Missetaten recht gefallen, weil sie sich einreden: „Gott hat’s vergessen, er wird’s nimmermehr sehen“ (Ps. 10,11). Obwohl sie also nicht daran vorbeikommen, irgendeinen Gott anzuerkennen, machen sie doch seinen Ruhm zunichte, indem sie seine Macht bestreiten, wie nämlich nach dem Zeugnis des Paulus Gott sich selbst nicht verleugnen kann (2. Tim. 2,13), weil er sich ja stets gleich­bleibt, so trifft jene Menschen mit Recht das Urteil, Leugner Gottes zu sein, wenn sie aus ihm einen toten und eitlen Götzen machen. Es ist aber auch noch dies zu be­denken: Gewiß kämpfen sie gegen ihr eigenes Empfinden und möchten gern Gott aus ihm hinausdrängen und ihn auch im Himmel abschaffen; aber sie können doch mit ihrem ganzen Trotz nicht hindern, daß er sie zu Zeiten vor sein Gericht zieht. Trotz­dem lassen sie sich von keiner Furcht in ihrem rasenden Ansturm gegen Gott hem­men, und deshalb herrscht in ihnen offenbar, solange dieser blinde Trotz sie fort­reißt, ein geradezu viehisches Vergessen Gottes.

Play

Zusammenfassung:

  1. wahrer Glaube und wahre Gotteserkenntnis gibt es in dieser Welt nicht
    1. einige widerstreben absichtlich gegen Gott
    2. andere haben sich im Aberglauben verstrickt
  2. warum der Aberglaube nicht entschuldbar ist
    1. es handelt sich um Stolz und Sturheit
    2. es bedeutet, dass man Gott mit seinen eigenen dummen Massstäben misst und dass man nur darum spekuliert, wie Gottes Wesen ist oder wie man ihn verehren sollte
    3. zusammenfassend kann man sagen, dass es das Resultat ist von
      1. nutzloser Neugierde
      2. unangebrachter Wissensdrang
      3. falsches Vertrauen, ist ist daher unentschuldbar

Text:

Die Erfahrung bezeugt, daß Gott in alle Herzen den Keim der Religion hinein­gelegt hat. Aber es ist doch unter hundert kaum einer, der da hegt und pflegt, was er empfangen hat, nicht ein einziger, in dem es zur Reife käme, geschweige denn Frucht brächte zu seiner Zeit. Die einen verlieren sich im Aberglauben, die anderen werden mit Absicht und bösem Vorsatz von Gott abtrünnig — aber alle weichen sie von der wahren Gotteserkenntnis ab. Auf diese Weise bleibt keinerlei wahre Fröm­migkeit in der Welt bestehen. Wenn ich davon sprach, daß einige aus Irrtum in Aberglauben versinken, so ist meine Auffassung nicht etwa, ihre Torheit spräche sie von ihrem Vergehen frei. Denn mit ihrer Blindheit geht fast immer stolze Eitelkeit und Trotz zusammen. Solche Eitelkeit und Hoffart zeigt sich darin, daß die elenden Menschen, wenn sie Gott suchen, nicht über sich hinaus denken, wie es sein müßte, sondern ihn nach dem Maße ihres fleischlichen Wahnwitzes messen, alle gründliche Nachforschung unterlassen und in eitles Gedankenspiel sich verlaufen. So ergreifen sie ihn nicht, wie er sich offenbart, sondern bilden sich ihn ein, wie sie ihn in ihrer Vermessenheit ersonnen haben. Ist aber dieser Abgrund erst aufgerissen, so müssen sie, wohin sie auch den Fuß setzen, immer neu ins Verderben stürzen. Wie sehr sie sich auch dann um Gottesdienst und Gehorsam mühen — sie vermögen Gott nichts Rechtes darzubringen; denn sie dienen ja gar nicht Gott selbst, sondern an seiner Statt dem Gebild und Traum ihres Herzens! Diese Verkehrtheit rügt Paulus klar und deutlich, wenn er sagt: „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren ge­worden“ (Röm. 1,22). Vorher spricht er davon, wie sie „eitel geworden sind in ihrem Denken“; aber damit keiner sie etwa für unschuldig erkläre, fügt er hinzu, sie würden mit Recht verfinstert, weil sie sich ja nicht in den Schranken der Nüchtern­heit hielten und in unrechter Anmaßung selbst die Finsternis herbeigeholt und sich gar in wahnsinnigem und verkehrtem Übermut mutwillig verblendet haben. Daraus ergibt sich, daß ihre Torheit unentschuldbar ist; denn sie entstammt nicht nur eitler Neugierde, sondern der bösen Lust, mehr zu wissen, als dem Menschen verstattet ist, und dem falschen Selbstvertrauen.

Play

Zusammenfassung:

  1. es gibt ein unauslöschliches Gefühl des Göttlichen, dass in den Geist der Menschen eingraviert wurde
    1. selbst die Perversität der Gottlosen beweist es
    2. das Bewusstsein der Existenz Gottes ist uns von Geburt her gegeben und es handelt sich nicht um ein erlernten Glaubenssatz
  2. der Gottesdienst und das Streben, Gott ähnlich zu werden, ist das einzige, was den Menschen von den Tieren unterscheidet.

Text:

Es werden also alle, die recht urteilen, stets darin einig sein: es ist wirklich im Herzen des Menschen ein Empfinden für die Gottheit gleichsam eingemeißelt, das unzerstörbar ist. Ja gerade der hartnäckige Widerspruch der Gottlosen, die sich trotz ihres heftigen Widerstrebens der Furcht Gottes nicht entwinden können, ist ein Be­weis dafür, daß jene Überzeugung vom Dasein eines Gottes allen Menschen ange­boren und geradezu in ihrem Innersten fest verwurzelt ist. Mögen nun Diagoras und seinesgleichen ihren Spott über alles ausgießen, was alle Jahrhunderte geglaubt haben, mag Dionysius das himmlische Gericht lästern — es ist doch nur das bittere Lachen der Verzweiflung; denn in ihnen nagt der Wurm des Gewissens, beißender als alle Brandmale. Ich sage nicht mit Cicero (De natura deorum, II,2,5), die Irr­tümer würden mit der Zeit verschwinden, die Religion aber je mehr und mehr zu­nehmen und vollkommener werden. Denn die Welt versucht, wie wir noch weiter unten sehen werden, alles Wissen um Gott nach Kräften auszulöschen und die Ver­ehrung Gottes auf allerlei Weise zu verderben. Aber das behaupte ich doch: mag auch die törichte Verhärtung, wie sie die Gottlosen zur Verachtung Gottes so gerne in sich aufkommen lassen, in ihrem Herzen noch so sehr ihr zersetzendes Dasein füh­ren, so ist doch jenes Empfinden um die Gottheit, das sie so gerne ganz ausgelöscht hätten, auch in ihnen noch bei Kräften und bricht neu hervor. Daraus wird ganz deutlich: es handelt sich hier nicht um eine Lehre, die man erst in der Schule lernen müßte; sondern jeder ist hierin von Geburt an sein eigener Lehrmeister, und die Natur selbst verhindert das Vergessen, so sehr auch viele Menschen alle Kräfte an­spannen, um von dieser Lehre loszukommen.

Aber, weiter: wir sind doch alle dazu geboren und leben, um Gott zu erkennen. Wenn das Wissen um Gott (Dei notitia) nicht soweit dringt, so ist es eitel und flüchtig. Deshalb sind offenbar alle Menschen aus dem Gesetz ihrer Schöpfung heraus­gefallen, die nicht auf dieses Ziel all ihre Gedanken und all ihr Tun ausrichten. Das war auch den Philosophen wohlbekannt. Denn das eben wollte Platon (Phaedon 107 C, Theaetet 176 B) mit seiner wiederholten Äußerung sagen, das höchste Gut der Seele sei die Ähnlichkeit mit Gott; sei sie seiner Erkenntnis teilhaftig geworden, so werde sie ihm ganz gleichförmig. Durchaus scharfsinnig urteilt auch Gryllus bei Plutarch, der behauptet, der Mensch ohne alle Religion sei nicht nur ohne jeden Vorzug gegenüber den unvernünftigen Tieren, sondern stehe in mancherlei Beziehung gar noch tiefer als sie, da er, so vielerlei Unglück unterworfen, stets in Unruhe und Rastlosigkeit dahinleben müsse. Denn nur der Dienst Gottes gebe dem Menschen seinen Vorrang, er allein führe ihn zur Unsterblichkeit.